Düsseldorf. Heute endete die Frist für Bewerber für den Fraktionsvorsitz: Neben Sven Wolf kandidieren Sarah Philipp und Jochen Ott.
Eine Frau und zwei Männer konkurrieren am 23. Mai um die Nachfolge von Thomas Kutschaty an der Spitze der SPD-Landtagsfraktion: Sarah Philipp (40 Jahre, aus Duisburg), Jochen Ott (49, Köln) und Sven Wolf (47, Remscheid).
Der Jurist Wolf hatte sich schon vor einer Woche mit einem Bewerbungsschreiben aus der Deckung gewagt, Philipp und Ott am gestrigen Dienstag. Die drei Kandidaten haben viel Parlamentserfahrung. Sie gehören dem NRW-Landtag seit mehr als zehn Jahren an.
Kutschaty: "Konkurrenz gehört zur Demokratie"
Dass eine Kampfkandidatur um seine Nachfolge neue Wunden verursachen könnte, mag Thomas Kutschaty nicht glauben: „Wenn mehr als eine Person kandidiert, muss man ja nicht gleich von Kampf sprechen. Das ist Demokratie“, sagte er nach der Fraktionssitzung.
Mit Philipp, Ott und Wolf zeigen drei sehr unterschiedliche Charaktere Ambitionen auf den Job des Oppositionsführers im Landtag. Der Bildungsexperte und Fraktionsvize Ott möchte als „Kapitän“ das Profil der Fraktion schärfen. Hendrik Wüst und seine schwarz-grüne Landesregierung müssten „aus dem Olymp geholt werden“, sagte er am Dienstag. Der Kölner gilt als angriffslustig und ehrgeizig. Seine Bewerbung ist keine Überraschung.
Sarah Philipp ist zurück auf der Bühne
Bei Sarah Philipp („Ich traue mir Führung zu“) liegen die Dinge etwas anders. Die Duisburgerin mit Wurzeln im Arbeitermilieu galt schon nach der für die SPD verlorenen Landtagswahl 2017 als Anwärterin auf höchste Parteiämter, verschwand dann aber fünf Jahre lang als Parlamentarische Geschäftsführerin weitgehend aus dem Rampenlicht. Nun ist sie wieder auf der Bühne und verspricht der Fraktion einen „eigenen Plan“, der zum Erfolg führen soll.
Seven Wolf, der schon mehrere Untersuchungsausschüsse im Landtag leitete, freut sich auf einen „fairen und sportlichen Wettbewerb“. Er rät seiner Fraktion, nicht im „Blick nach hinten“ zu verharren und den Kontakt mit den Menschen außerhalb des Plenums zu suchen.
Drei Rheinländer. Und was ist mit Westfalen?
Die drei Kandidaten für die SPD-Landtagsfraktionsspitze kommen aus dem Rheinland, und das nährt Spekulationen, die SPD könnte bei ihrer parallellaufenden Suche nach einer neuen Landesparteiführung den Blick bevorzugt Richtung Westfalen richten. Der Interimsvorsitzende der NRW-SPD, Hamms Oberbürgermeister Marc Herter, käme hier in Frage, vielleicht auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze aus Münster. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den zurückgetretenen Parteichef Thomas Kutschaty wird allerdings erst im August gewählt. Personalvorschläge soll es bis zur Sommerpause geben.
Der SPD-Parteinachwuchs (Jusos) erhöht mitten im sich drehenden Personalkarussell den Druck auf die Landespartei und fordert unter anderem ein Zerschlagen der "Männerklüngelrunden".
Der Tag, an dem die Landtagsfraktion eine neue Chefin oder einen neuen Chef wählt, ist übrigens ein für die SPD bedeutsamer Jahrestag: Der 23. Mai 1863 gilt als Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie. An diesem Tag wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet. Erster Vorsitzender war Ferdinand Lassalle.