Düsseldorf. Die Corona-Welle schlägt sich auch in den NRW-Krankenhäusern nieder. Im Juni hat sich die Zahl der Patienten mit Covid-19 mehr als verdoppelt.
Dass die Corona-Pandemie so gut wie vorbei wäre, ist angesichts der inzwischen vorherrschenden Virusvarianten BA.4 und BA.5 ein Irrglaube. Täglich werden in NRW wieder mehrere zehntausend Corona-Neuinfektionen registriert, am Freitag waren es laut Robert-Koch-Institut 25.121. Auch in den Krankenhäusern ist das Anschwellen der jüngsten Coronawelle zu spüren: Die Zahl der Patienten, die Corona-positiv sind, hat sich im Juni mehr als verdoppelt.
Waren am 1. Juni an den Krankenhäusern in NRW 1538 Patientinnen und Patienten in stationärer Behandlung mit positivem Coronatest, stieg die Zahl zum 30. Juni auf 3409. Dies zeigen Zahlen des Gesundheitsministeriums NRW. Wie viele der Patienten „mit“ oder „wegen“ Corona im Krankenhaus sind, werde laut einer Sprecherin nicht näher erfasst.
Corona in NRW: Zahl schwerstkranker Covid-Patienten stieg im Juni leicht
Die Intensivstationen sind aktuell weniger voll als während der „Delta“-Welle 2021. Aber auch diese Zahl ist im Juni gestiegen: 179 Intensivpatienten am 1. Juni stehen 260 am 30. Juni gegenüber. Weniger stark stieg die Zahl der Erkrankten, die künstlich beatmet werden müssen: Sie lag am 1. Juni bei 80 Menschen und am 30. Juni bei 88. Zeitweise sank die Zahl Mitte Juni auf 64 Patientinnen und Patienten. Experten werten das als Hinweis darauf, dass die im Juni vorherrschenden Omikron-Varianten weniger häufig zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen führen.
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„In allen bisherigen Pandemiephasen – und so auch jetzt – zeigt sich, dass die Entwicklung der Zahl der SARS-CoV-2-positiven Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern – mit einer mehr oder minder großen Verzögerung – der allgemeinen Infektionsentwicklung folgt“, erklärt eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums.
Zum Vergleich: Mitte Mai diesen Jahres wurden in den Krankenhäusern 2484 SARS-CoV-2-positive Patientinnen und Patienten gemeldet. Mitte Mai 2021 waren es 3233 Patientinnen und Patienten, teilt das Gesundheitsministerium mit. Höchstwert waren bis dato 6013 Krankenhaus-Patienten Ende Dezember 2020.
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Gleichwohl hat das Folgen an den Kliniken. Von einem entspannten Sommer kann dort weniger die Rede sein. „Grundsätzlich müssen Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus isoliert werden“, um andere schwer Kranke zu schützen, erklärt der Sprecher der Krankenhausgesellschaft. „Es reicht jedoch nicht, die positiv getesteten Personen zu isolieren, auch das Personal muss sich zusätzlich schützen und dafür in Schutzkleidung arbeiten. Nicht zuletzt schränkt eine hohe Zahl an mit Corona infizierten Patientinnen und Patienten die Verfügbarkeit von Patientenzimmern deutlich ein, da auch hier Abstände eingehalten werden müssen.“
Isolation, Quarantäne - oder im Urlaub: Angespannte Lage beim Krankenhaus-Personal
Hinzu kommt: Die steigenden Corona-Zahlen machen auch vor dem Krankenhauspersonal nicht halt. In den meisten Krankenhäusern sei die Personallage wieder „angespannt“, weil Mitarbeitenden in Isolation oder Quarantäne seien, heißt es bei der Krankenhausgesellschaft. Konkrete Zahlen habe man nicht.
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Weil Urlaubszeit ist, stünden die Kliniken vor umso größeren Herausforderungen bei ihrer Personalplanung: „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben über die bisherigen Pandemie-Wellen sehr viel Urlaubsanspruch angesammelt“, sagt der Sprecher der Krankenhausgesellschaft. Viele waren selbst erkrankt oder haben Erkrankte vertreten und dafür lange auf ihre Freizeit und ihren Urlaub verzichtet. „Dabei haben die Beschäftigten in den Krankenhäusern nach zwei Jahren extremer Belastung durch Corona dringend Erholung nötig“, sagt der Sprecher: „Dies gilt umso mehr, als zum Herbst hin erneut mit einer kräftigen Infektionswelle zu rechnen ist.“
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Im NRW-Gesundheitsministerium sieht man sich nicht in der Lage, die weitere Entwicklung abzuschätzen. Die Sprecherin verbindet es mit einem Appell: „Die aktuelle Lage sollte allen Anlass dazu geben, die geltenden Empfehlungen zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der Infektionen konsequent umzusetzen und den eigenen Impfstatus zu überprüfen.“ Die Maskenpflicht in Nahverkehr und in medizinischen und Pflege-Einrichtungen wurde jüngst in NRW bis Ende Juli verlängert.