Düsseldorf. Im Tarifstreit des Kita-Personals gibt es eine Einigung. Viele Eltern dürften aufatmen: Weitere Warnstreiks sind damit erstmal vom Tisch.

Der aktuelle Tarifstreit um bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung für Personal unter anderem in kommunalen Kitas ist beendet. Weitere Warnstreiks sind damit auch in NRW vom Tisch. Arbeitgeber und Gewerkschaften haben nach mehrtägigen Verhandlungen in Berlin am späten Mittwochabend zu einer Einigung gefunden.

Für die bundesweit rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst, davon laut der Gewerkschaft Verdi etwa 245.000 in Kindererziehung und -Betreuung, soll es mehr Geld und Entlastung geben. Beschäftigte erhalten monatliche Zulagen je nach Berufsgruppe zwischen 130 und 180 Euro sowie zwei pauschale Entlastungstage, wie die Gewerkschaft Verdi, der Deutsche Beamtenbund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am Mittwochabend bekanntgaben. Zudem erhalten die beschäftigten die Option, Teile ihres Gehalts in zwei weitere Entlastungstage umzuwandeln.

Einigung in Tarifstreit: Verhandlungen waren zum teil „enorm festgefahren“

Die Seiten hatten seit dieser Woche Montag in der dritten Tarifrunde miteinander verhandelt. „Das ist ein weiterer maßgeblicher Schritt, um die Berufe im Sozial- und Erziehungswesen attraktiver zu machen und wirksam gegen Fachkräftemangel vorzugehen“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke. Für den Fall, dass keine Einigung gelingt, hatte die Spitze der Gewerkschaft mit neuen Streiks gedroht.

Die Einigung werde „der gesellschaftlichen Bedeutung“ und den Anforderungen der Arbeit als Sozialarbeiter und Erzieher „gerecht“ und stelle „die Handlungsfähigkeit der Kommunen“ sicher, erklärte Karin Welge, Präsidentin und Verhandlungsführerin der VKA. Die Tarifverhandlungen seien alles andere als einfach und teilweise enorm festgefahren gewesen. Die Einigung hat eine Laufzeit bis Ende 2026.

Elternverbände hatten „unhaltbaren Zustand“ durch Warnstreiks an Kitas kritisiert

Die Tarifverhandlungen betrafen unter anderem Beschäftigte in Kindertagesstätten, der Behinderten- und der Jugendhilfe. In den vergangenen Wochen organisierte die Gewerkschaft zahlreiche bundesweite Warnstreikaktionen.

Lesen Sie auch:Wut bei Riesen-Streik in Gelsenkirchen: „Das ist kriminell!“

Die Situation in den Tageseinrichtungen für Kinder sei seit Jahren angespannt, sagte Andrea Becker, Landesbezirksfachbereichsleiterin von Verdi NRW im Vorfeld der Tarifverhandlungen. Aus Sicht der Gewerkschaft fehlen schon jetzt etwa 32.000 Fachkräfte. Jeder vierte Berufsanfänger verlasse in den ersten fünf Jahren das Arbeitsfeld. Auch die Pandemie habe mit vielen krankheitsbedingten Personalausfällen tiefe Spuren hinterlassen.

Gewerkschaft komba: Streiks haben Wirkung gezeigt

Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW hatte einen schnellen Tarifabschluss gefordert und die Warnstreiks kritisiert. Nach zwei Jahren mit Kita-Schließungen, Quarantänemaßnahmen und Betreuungskürzungen seien die aktuelle Tarifauseinandersetzung ein untragbarer Zustand für Kinder und Eltern, hieß es.

Die Gewerkschaft komba NRW bewertete die Einigung im Tarifstreit als „ordentlichen Kompromiss“. Die Streiks, besonders in der vergangenen Woche, „und die Geschlossenheit der Beschäftigten haben den Arbeitgebern gezeigt, dass ihre Verweigerungshaltung nichts bringt“, teilte Andreas Hmsing mit, Bundes- und Landesvorsitzender von komba.