Brüssel. Deutschland hat 2008 einen deutlich höheren Beitrag zur Finanzierung des EU-Haushalts geleistet als ein Jahr zuvor. Das geht aus den frisch veröffentlichten Zahlen der EU-Kommission hervor. Grund: Die Bundesrepublik hat weniger Fördermittel für deutsche Projekte abgefordert.
Deutschland bleibt nicht nur der mit Abstand größte Nettozahler der Europäischen Union. Die Bundesrepublik hat 2008 sogar einen unterm Strich noch deutlich höheren Beitrag zur Finanzierung des EU-Haushalts geleistet als ein Jahr zuvor. Das geht aus den frisch veröffentlichten Zahlen der EU-Kommission hervor. Die deutschen Einzahlungen in die gemeinsame Brüsseler Kasse übertrafen demzufolge die Summen, die an deutsche Empfänger zurückflossen, um mehr als 8,7 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte dieser Nettobeitrag noch bei 7,4 Milliarden gelegen. Verantwortlich dafür ist, dass Deutschland zwar mit knapp 19 Milliarden Euro eine ähnlich große Summe eigener Mittel an die EU zahlte wie zwölf Monate zuvor, allerdings im Gegenzug weniger Fördermittel für deutsche Projekte aus den Struktur- und Regionalfonds abstaubte.
Größter Profiteur war Griechenland
Bemerkenswerterweise steigt der deutsche EU-Beitrag nicht nur absoluten Zahlen. Auch als Anteil an der heimischen Wirtschaftsleistung ist das deutsche EU-Netto im Vorjahr spürbar geklettert – von 0,30 Prozent auf 0,35 Prozent. Nach dieser Rechnung – also gemessen an der nationalen Wirtschaftskraft – haben immerhin zwei Staaten mehr Geld nach Brüssel überwiesen als die Deutschen, nämlich die Niederländer (0,45 Prozent) und die Schweden (0,44). Größter Profiteur in diesem direkten Saldo von Einzahlungen in die EU-Kasse und dem Rücklauf in Form von Fördermitteln und Subventionen an heimische Bauern oder Unternehmen war 2008 in absoluten Zahlen Griechenland. Die Südeuropäer kassierten sechs Milliarden Euro – wohlgemerkt nach Abzug ihrer Einzahlung in den gemeinsamen Haushalt. Relativ zur Wirtschaftsleistung (2,68 Prozent Überschuss) wurden sie lediglich von den Litauern (2,69 Prozent) knapp geschlagen.
Auffällig ist der niedrige Nettobeitrag, den Großbritannien zuletzt an die EU abdrücken musste. Er sank 2008 auf nur noch 844 Millionen Euro, nachdem er im Jahr zuvor fast fünf Mal so hoch ausgefallen war. Der Grund dafür ist, dass die stark von der Finanzbranche abhängige britische Wirtschaft bereits früher und härter von der Finanzkrise erwischt wurde als Kontinentaleuropa. Weil deshalb die Wirtschaftsleistung einbrach, musste London deutlich weniger Geld an die EU zahlen – denn der nationale Beitrag ist an das Nationaleinkommen gekoppelt. Zugleich sorgte die Abwertung des britischen Pfunds dafür, dass der einst von Margaret Thatcher ausgehandelte Briten-Rabatt fast eine Milliarde höher ausfiel. Mit ihm erhält das Vereinigte Königreich eine finanzielle Entschädigung dafür, dass die meisten anderen Länder umfangreicher von den Agrarhilfen profitieren.
- Kommentar: Europa lohnt sich