Brüssel. Deutschland bleibt der größte Nettozahler der Europäischen Union. Das heißt noch lange nicht, dass Deutschland in der EU nur drauf zahlt. Und auch ganz bestimmt nicht, dass sich die ganze Veranstaltung für Deutschland nicht rechnet. Solche Schlussfolgerungen wären viel zu kurz gedacht.

Deutschland ist und bleibt der größte Nettozahler der Europäischen Union. Die deutschen Einzahlungen in die EU-Kasse übertrafen die Summen, die an Bauern oder Unternehmen hierzulande aus EU-Töpfen zurückflossen, sogar um einen höheren Betrag als im vergangenen Jahr. Daran lässt sich nicht rütteln.

Das heißt freilich noch lange nicht, dass Deutschland in der EU nur drauf zahlt. Und auch ganz bestimmt nicht, dass sich die ganze Veranstaltung für Deutschland nicht rechnet. Nein. Solche Schlussfolgerungen wären viel zu kurz gedacht.

Deutschland profitiert von einem europäischen Binnenmarkt

Denn der Nutzen eines politisch und wirtschaftlich geeinten Europas für Deutschland erschöpft sich sicherlich nicht in Zuschüssen für regionale Wirtschaftsförderung oder Lagerhaltungsprämien für Milchbauern. Gerade die vom Export abhängige deutsche Wirtschaft profitiert vielmehr auch dort, wo keine direkten Subventionen fließen, von einem europäischen Binnenmarkt als wichtigstem deutschen Absatzmarkt. Deutschland hat insbesondere etwas davon, wenn dank Brüsseler Hilfe der Wohlstand auch im Osten Europas wächst. Hinzu kommt der Nutzen eines fairen Wettbewerbs und gemeinsamer Umwelt- und Sozialstandards – genauso wie die geldwerten Vorteile, die sich aus einer gemeinsamen Energie-Außenpolitik gegenüber Russland oder einer koordinierten Handelspolitik gegenüber Amerikanern und Chinesen ergeben.

Kurz und gut: Europa lohnt sich. Auch für EU-Staaten, die mehr in die EU-Kasse einzahlen als an ihre Bauern und Firmen daraus wieder direkt zurückfließt. Wie die Niederlande. Wie Schweden. Wie Italien. Oder eben wie Deutschland.

Deshalb gibt es auch keinen vernünftigen Grund, verschleiern zu wollen, dass einige mehr zahlen als andere – und einige mehr Fördermittel abstauben als andere. Ganz im Gegenteil: Wenn Deutschland tatsächlich die gleiche Nettoposition hätte wie Bulgarien oder Litauen, dann wäre wirklich etwas falsch in einer Europäischen Union, die sich doch immerhin den wirtschaftlichen Zusammenhalt ihrer Mitglieder zur Aufgabe gesetzt hat.