Berlin . Russische Truppen sind bis Kiew vorgedrungen. Die Jagd auf Präsident Selenskyi beginnt. Aber Häuserkampfbilder dürfte Putin scheuen.
Kiew steht unter Beschuss. Der Angriff auf die Hauptstadt hat am Wochenende begonnen. Er kommt weder überraschend, noch ist er ein Hinweis darauf, dass die russische Offensive in anderen Teilen der Ukraine ins Stocken geraten ist. Vieles spricht dafür, dass ein massiver Schlag vielmehr erst noch bevorsteht und die Angreifer bloß ihr erstes Ziel erreicht haben: Die Ausschaltung von wichtigen militärischen Anlagen.
Häuserkampf – hässliche Bilder für Putin
Was ist das erste Ziel in diesem Krieg? Der Sturz der Regierung in Kiew. Fällt die Hauptstadt, kann Russland Tod, Festnahme oder Flucht der zwei bekanntesten Ukrainer vermelden – Präsident Wolodymyr Selenskyi und Bürgermeister Vitali Klitschko –, wäre es der minimalinvasive Versuch, einen Regierungswechsel zu erzwingen. Ohne Führung bricht die Organisation des Widerstands zusammen – und die Kampfmoral.
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Einen Handstreich dürfte Russlands Präsident Wladimir Putin allemal einem Häuserkampf vorziehen. Denn der hätte für ihn zwei Nachteile. Zu einen sind Verteidiger tendenziell im Vorteil. Sie haben die besten Ortskenntnisse, und die Häuserreihen bieten eine gute Deckung.
BND-Agent: Jagd auf Selenskyi
Zum anderen ist ein Häuserkampf mit hohen Verlusten verbunden, auch unter der Zivilbevölkerung. Skrupel vor Brutalität hat Putin bei früheren Militärschlägen nicht gezeigt, zum Beispiel im Tschetschenien-Krieg. Diesmal hat er indes einen Grund, hässliche Bilder zu vermeiden.
Die weltweite Aufmerksamkeit und Anteilnahme ist viel größer. Hohe Opferzahlen lassen sich in Russland schlecht erklären. Sie passen nicht zu Putins Rhetorik vom Brudervolk und der Ukraine als Teil Russlands.
Klitschko hat vor Saboteuren gewarnt. Gleichzeitig berichteten CNN-Reporter, dass russische Kräfte an mehreren Orten um Kiew herum gelandet seien. Sie suchen Selenskyi, sagte der frühere BND-Agent Gerhard Conrad dem Focus. „Das sind vermutlich Spezialtruppen, die auf diese Aufgabe spezialisiert sind. Sie jagen ihn im Untergrund von Kiew.“
Kiew – was machte der BND-Präsident dort?
Die Ukrainer sind vorbereitet. Sie beziehen ihre Zivilbevölkerung ein: Alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren. Viele wurden bewaffnet und aufgefordert, die Russen anzugreifen; und sei es auch nur mit Molotow-Cocktails, mit Benzin gefüllten Flaschen mit einem Stoff als Zünder.
Die westliche Staatengemeinschaft unterstützt die Guerilla-Taktik, definitiv mit Geheimdienst-Informationen, mit offenen, vermutlich auch mit getarnten Waffenlieferungen. Bekannt ist, dass sich der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, zu Kriegsbeginn in Kiew aufhielt.
Krieg: Wären Drohnen der "Gamechanger"?
Auffällig ist, dass private Anbieter von Satellitenaufnahmen aufgehört haben, ihre Bilder in sozialen Netzwerken zu stellen. Vor dem Krieg konnte man sich von vielen Truppenbewegungen ein Bild machen. Jetzt bleiben die Informationen aus.
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Überdies scheinen sich die Ukrainer an die Anweisung zu halten, keine Bilder ihrer Soldaten in sozialen Medien zu verbreiten. Man fragt sich auch, wo die ukrainischen Panzer geblieben sind; ob sie allesamt zerstört wurden oder versteckt gehalten werden bis die russischen Verbände in Kiew vorstoßen.
Amerikaner lieferten Raketen
Ähnliches kann man über Stinger-Flugabwehrlenkwaffen vermuten, die von den USA geliefert wurden. Sie kommen zum Einsatz, wenn die Russen zum Sturm auf die Stadt mit Kampfhubschraubern ansetzen. Dann können Raketen eine furchtbare Waffe sein.
Das gilt auch für die von der Ukraine gekauften türkischen Bayraktar-Drohnen. Der amerikanische Politologe Francis Fukuyama nannte sie Ende letzten Jahres einen "Game Changer". Die Frage ist nur, ob die Armee noch in der Lage ist, diese buchstäblich ins Ziel zu bringen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de
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