Berlin. Die Quarantäne-Regeln in Schulklassen und Kita-Gruppen sind sehr unterschiedlich. Das muss sich ändern, findet Textchefin Diana Zinkler.
Wenn das eigene Kind in Quarantäne geschickt wird, bricht in Familien Chaos aus. Vor allem ein organisatorisches, bei dem leider niemand helfen darf. Keine Kinderfrau, kein Babysitter, keine Oma und auch nicht die Nachbarn. Denn das Kind soll ja in Quarantäne, heißt: keinen Kontakt zu anderen haben und nicht rausgehen, auch wenn es sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hat.
Das Kind muss zu Hause betreut, muss beschult werden, und die eigene Arbeit muss auch noch im Homeoffice erledigt werden. Na, Prost! Corona-Quarantäne ist der Eltern-Albtraum schlechthin.
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Viele Bundesländer haben sich bereits darauf geeinigt, nur den „engen Kreis“ des erkrankten Kindes nach Hause zu schicken. Über die Länge der Verbannung in die eigenen vier Wände ist man sich aber nicht einig. Einige Kinder können nach 14 Tagen zurück, andere nach zehn, wieder andere nach fünf Tagen, wenn sie einen negativen Test vorweisen können. Andere Bundesländer schicken noch ganze Kita-Gruppen und Klassen nach Hause.
Corona: Wie arbeiten, wenn die Kinder beschäftigt werden müssen?
Oft bewerten die Gesundheitsämter die Lage anders als die Schulleitung. So geschehen in einer Schule in Hamburg. Dort hatte sich ein Kind aus einer ersten Klasse mit dem Virus infiziert. Die Fünf- bis Sechsjährigen waren gerade erst eingeschult worden, standen in der Aula der Schule zusammen, waren gemeinsam in der Klasse. Die Schulleitung erteilte zuerst nur für die fünf Kinder Quarantäne, die am ersten Schultag in der Nähe des infizierten Kindes gesessen hatten.
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Die Eltern der betroffenen Schüler regten sich ziemlich auf, denn ihre Jüngsten sollten gerade in dieser sensiblen Schulanfangsphase zu Hause bleiben. Anderen Eltern ging es eher um das eigene Leben, wie soll man in Vollzeit arbeiten, wenn der Sechsjährige beschäftigt werden muss?
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Was dann passierte, klingt zunächst unfair den Eltern gegenüber, die es nicht erwischt hatte: Die Quarantäne-Eltern riefen nämlich das zuständige Gesundheitsamt an und beschwerten sich, dass nur ihre Kinder 14 Tage dem Unterricht fernbleiben müssten und nicht die ganze Klasse, obwohl ja alle Kinder bei der Einschulung zusammen in der Aula gestanden hätten.
Das Gesundheitsamt überstimmte die Schulleitung – und alle Kinder der Klasse mussten 14 Tage zu Hause bleiben. Zumindest hatte kein Kind mehr einen Vorteil, aber jetzt mussten 25 Haushalte statt fünf zusehen, wie sie die nächsten zwei Wochen rumkriegen, und nun verpassten alle wertvollen Unterricht.
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Quarantäne-Regeln: Wen will man eigentlich schützen?
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie dringend Schülerinnen und Schüler sowie Kita-Kinder einheitliche Quarantäneregeln brauchen. Es zeigt aber auch, wie unsinnig viele der derzeitigen Bestimmungen sind.
Denn: Wen will man mit der Quarantäne eigentlich schützen? Die meisten Kinder haben nur einen leichten Verlauf, meist ist nach fünf Tagen alles vorbei, andere merken rein gar nichts. Nur bei sehr, sehr wenigen tauchen langfristige Folgen auf. Hier ist die wissenschaftliche Datenlage allerdings noch dünn. Einer britischen Studie zufolge hatten ein bis zwei Prozent der erkrankten Kinder noch acht Wochen später Symptome wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit, Erkenntnisse der Ruhr-Universität Bochum deuten in eine ähnliche Richtung.
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Die Kinder braucht man also kaum zu schützen. Und die Erwachsenen? Eher nicht, denn die meisten hätten sich längst impfen lassen können. Es würde also auch ausreichen, dass nur das infizierte Kind zu Hause bleibt, der Rest geht zur Schule und wird täglich getestet. Ein solches Verfahren, wie es jetzt in einigen Ländern erprobt wird, könnte bundesweiter Maßstab werden und dem Quarantäne-Chaos ein Ende setzen. Den Kindern wäre es zu wünschen.
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