Berlin. Amtsärzte fordern bundesweit einheitliche Regeln bei Infektionsfällen in Schulen. In Pilotprojekten werde erste Alternativen getestet.

Die deutschen Amtsärzte fordern bundesweit einheitliche Quarantäneregeln bei Corona-Infektionsfällen in Schulen: „Die Verunsicherung bei Eltern, Lehrerinnen und Lehrern durch die vielen unterschiedlichen Quarantäneregeln ist groß“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, unserer Redaktion.

Zum Teil gebe es nicht nur unterschiedliche Verfahren zwischen den Ländern, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. „Die Länder müssen sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Quarantäneregeln für Schulen einigen. Das schafft Sicherheit und erleichtert die Akzeptanz der Maßnahmen“, sagte Teichert.

Länder beraten am Montag über neue Quarantäneregeln für Kinder

Die Gesundheitsminister der Länder wollen an diesem Montag darüber beraten, ob es eigene Quarantäneregeln für Kinder geben soll. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt darauf gedrungen, die Regeln zu vereinheitlichen. „Wir brauchen einheitliche Vorgaben für die Quarantäne in Schulen. Darauf sollten sich die Gesundheitsminister der Länder endlich einigen“, sagte er dem „Spiegel“.

Wenn die Schüler im Unterricht Masken trügen, müsse man nicht die ganze Klasse in Quarantäne schicken, wenn ein positiver Fall auftrete. „Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können. Eine ganze Schulklasse wie jetzt in Quarantäne zu schicken, führt dazu, dass irgendwann Hunderttausende Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen nicht am Unterricht teilnehmen, obwohl sie gar nicht infiziert sind“, sagte Spahn.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gehen sogar noch einen Schritt weiter und forderten in der vergangenen Woche, dass künftig nur noch infizierte Schulkinder für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden.

Inzidenz bei Jugendlichen liegt bei über 170

Ärztevertreterin Teichert kann sich anstelle der Quarantäne auch ein ganz anderes Modell zum Schutz der Schüler vorstellen: So sei es sinnvoll, die aktuell laufenden Pilotprojekte zu beobachten, in denen Alternativen zur Quarantäne geprüft würden. „Sollte sich herausstellen, dass es effektiver ist, die schulischen Kontaktpersonen eines infizierten Schülers täglich zu testen, statt sie in Quarantäne zu schicken, sollte ein solches Vorgehen zum bundesweiten Standard werden“, erklärte Teichert.

Die Fallzahlen unter Kindern und Jugendlichen waren zuletzt deutlich angestiegen. „In den Altersgruppen der Jugendlichen (10 bis 19 Jahre) liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 170 pro 100.000 Einwohner“, heißt es dazu im jüngsten Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts. Dabei spielt eine Rolle, dass es für Kinder unter zwölf Jahren aktuell noch keinen Impfstoff gibt.