Die coronabedingte Homeoffice-Pflicht endet. Dabei gibt es gute Gründe dafür, sie zu behalten, meint unsere Autorin Diana Zinkler.

Es ist ein klassisches Dilemma. Einerseits fällt es vielen Menschen im Homeoffice leichter, die Anforderungen im Job mit denen zu Hause und der Familie zu vereinbaren. Andererseits arbeiten viele Angestellte am heimischen Schreibtisch anders als im Büro.

Man könnte auch intensiver sagen. Manch einer verlegt einen Teil der Arbeitszeit in die Abendstunden, andere haben das Gefühl, immer erreichbar sein und mehr leisten zu müssen. Homeoffice ist Belastungsprobe und Erleichterung des Alltags zugleich. Was also tun?

Darauf gibt es gleich mehrere Antworten: Auch Homeoffice und mobiles Arbeiten müssen endlich gesetzlich neu geregelt werden und an die Bedürfnisse der neu gewonnenen Arbeitsmöglichkeiten angepasst werden.

Homeoffice: Erleichterung und Belastungsprobe zugleich

Gleichzeitig brauchen wir aber auch im Homeoffice kluge Arbeitszeitmodelle, die die Beschäftigten vor unbezahlter Mehrarbeit, digitaler Überwachung und permanenter Verfügbarkeitserwartung schützen.

Hinzu kommt eine Ausstattung im Homeoffice, die den Namen verdient. Ein einfacher Bürostuhl kann Rückenproblemen vorbeugen und gute Arbeitsprogramme sowie stabiles Internet schützen nicht nur vor dem heimischen Wutanfall.

Diana Zinkler, Textchefin,
Diana Zinkler, Textchefin, © Krauthoefer | Krauthoefer

Es gibt in puncto Homeoffice sehr viel Regelungsbedarf

Umso verwunderlicher ist es, dass am Mittwoch die coronabedingte Homeoffice-Pflicht so sang- und klanglos ausläuft. Erstens ist die Corona-Pandemie ganz offenkundig noch nicht beendet. Gerade mal 36 Prozent der Deutschen haben den vollen Impfschutz erhalten. Die Delta-Variante des Virus ist auf dem Vormarsch, und möglicherweise erleben wir im Herbst oder schon früher eine vierte Welle, die wieder für mehr Ansteckungen sorgt.

Und zweitens wünschen sich viele Beschäftigte, dass Homeoffice und mobiles Arbeiten auch nach Ende der Pandemie weiter zur Arbeitsrealität gehören.

Das ergab eine Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit in mehreren Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen etwa können sich 57 Prozent der Befragten vorstellen, in Zukunft mindestens die Hälfte ihrer Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. In anderen Bundesländern liegt der Anteil teils etwas niedriger. Lesen Sie auch: So geht es in den Dax-Konzernen mit dem Homeoffice weiter

Umso enttäuschender ist es, dass die Gesetzesinitiative zum mobilen Arbeiten bisher nicht weiter vorangeschritten ist. Wie ein Trostpflaster wirkt da eher das beschlossene Betriebsrätemodernisierungsgesetz. Betriebsräte sollen in Unternehmen zwar einfacher gegründet werden können, aber die können sich dann ja um die Durchsetzung der Rechte für mobiles Arbeiten und die Ausstattung dafür zu Hause kümmern.

Je mehr Freiheiten ein Arbeitsplatz bietet, desto attraktiver ist er

Das wird in den Betrieben und Unternehmen unterschiedlich erfolgreich sein, ein Flickenteppich an Regeln. Der Gesetzgeber ist daher längst nicht aus seiner Pflicht. Zumal das Betriebsrätegesetz erst noch durch den Bundesrat muss.

In einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY wurde der Bedarf an Homeoffice-Tagen abgefragt. Demnach bevorzugen 38 Prozent wöchentlich drei bis vier, 36 Prozent nur noch ein bis zwei Büroarbeitstage.

Es wird künftig also unterschiedliche Homeoffice-Standards geben. Es ist anzunehmen, dass je mehr Freiheiten ein Unternehmen den Angestellten bietet, desto attraktiver wird es auch für Talente und Nachwuchskräfte sein. Es ist eine einfache Rechnung.

Daher ist es noch verwunderlicher, dass Arbeitgeberverbände das Ende der coronabedingten Homeoffice-Pflicht begrüßen. Man wolle das jetzt mit dem mobilen Arbeiten allein regeln.

Ja, klar, hat ja vor Corona auch schon so gut geklappt. „Telearbeit“ heißt die derzeit aktuelle Regelung, ein Begriff aus dem letzten Jahrhundert.