Düsseldorf. 44 Menschen starben im ersten Corona-Jahr 2020 in NRW an den Folgen häuslicher Gewalt. 70 Prozent der Opfer dieser Delikte sind weiblich.

Im vergangenen Jahr sind 44 Menschen in NRW an den Folgen häuslicher Gewalt gestorben. Das geht aus einem erstmals vom Landeskriminalamt (LKA) erstellten Lagebild hervor. Demnach ist die Zahl der gemeldeten Delikte im ersten Corona-Jahr um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 29 155 gestiegen.

Mit 70 Prozent war die Mehrheit der Opfer weiblich, 30 Prozent waren männlich. Die meisten wurden Opfer einfacher Körperverletzung (64 Prozent), gefolgt von gefährlicher und schwerer Körperverletzung (14,3 Prozent) und Bedrohung (8,8 Prozent). 4,5 Prozent der Fälle drehten sich um sexuellen Missbrauch von Kindern oder Misshandlungen.

Welche Rolle spielten Pandemie und Lockdown?

Sowohl bei der Zahl der angezeigten Delikte als auch der bekannt gewordenen Opfer erlebte die Statistik 2020 einen Höchststand. Ob das mit der Pandemie und den Lockdowns einhergeht, bewertet das LKA in dem Lagebild nicht. Es bildet nur Zahlen ab, ohne sie zu erklären.

„Vielleicht sind es die räumliche Enge und die fehlende Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen - vielleicht auch der gestiegene Alkoholkonsum“, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der „Rheinischen Post“ zu möglichen Ursachen gesagt. Möglicherweise habe die Aggression während der Corona-Pandemie insgesamt zugenommen oder Taten würden eher angezeigt. „Das müssen und werden wir genau im Auge behalten. Das Erfassen der Datenlage ist nur ein erster Schritt, um weitere Schritte zu unternehmen“, so Reul zur „Rheinischen Post“. (dpa)