Berlin. Mit der Dokumentation über den Berufsalltag einer Pflegekraft hat ProSieben Mut bewiesen. Die Politik ist nun aufgefordert zu handeln.
Es gibt sie doch noch, die Sternstunden im deutschen Fernsehen: Die jüngste war Donnerstagnacht auf ProSieben zu erleben. Eine Dokumentation über die Schicht einer Pflegekraft im Knochenmark- und Transplantationszentrum der Uniklinik Münster. Sieben lange Stunden hält die Kamera drauf und legt den Scheinwerfer auf Menschen in prekär bezahlten Jobs zwischen Verzweiflung, Hoffnung, Ausbeutung und Freude am Helfen.
Wer bis zum Schluss durchgehalten hat, sieht Pflegekräfte heute mit anderen Augen und fragt sich: Wie können Menschen für so wenig Geld so unfassbar große physische und psychische Kraft aufbringen?
Pflegekräfte: Bislang nur leere Versprechungen der Politik
Der nächtliche TV-Beitrag wirft aktuell die Frage auf, was aus den Versprechungen geworden ist, Pflegekräfte besser zu stellen und ihre wichtige Arbeit stärker wertzuschätzen. Viel Wohlfeiles war dazu am Beginn der Corona-Pandemie aus allen Parteien zu hören. Am Ende kamen Bonuszahlungen heraus. Maximal 1500 Euro pro Jahr.
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Das ist besser als nichts. Aber reicht das, um die Ausgebrannten zu halten und gute, empathische neue Leute zu finden? Wohl kaum. Dabei brauchen wir genau diese, um in einer alternden Gesellschaft würdevoll das Lebensende zu erreichen.
Beratungen über die Pflege: Jetzt muss gehandelt werden
Bis zu 20 Millionen Menschen kamen mit dem Fernsehbeitrag in Berührung und lernten an diesem Abend, dass Privatfernsehen auch ohne Rüpelshows relevant und gleichzeitig spannend sein kann. Und dass Joko & Klaas viel mehr können als nur mit schlechten Streichen zu nerven.
Das Echo auf die Pflegekräfte-Doku war jedenfalls so gewaltig, dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erschrak und schon tags darauf „zügig“ weitere Beratungen zu dem Thema versprach. Dabei ist schon viel zu viel beraten worden. Es ist Zeit, dass endlich gehandelt wird.
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