Düsseldorf. . NRW-Ministerpräsident Laschet hat eine Pflicht für Corona-Tests an Schulen angedroht. Der Lehrerverband befürwortet das.
Nachdem NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Corona-Testpflicht für Schüler in Nordrhein-Westfalen angedroht hat, meldet sich der nordrhein-westfälische Lehrerverband zu Wort.
Dessen Präsident, Andreas Bartsch, sprach sich ebenfalls für eine Corona-Testpflicht an Schulen aus. „Es ist eine gute Idee, weil es im Grunde genommen kurios ist, dass wir jetzt (...) eine Situation an den Schulen erleben, dass negativ Getestete mit nicht Getesteten in einer Klasse zusammensitzen“, sagte Bartsch am Donnerstag im WDR. Da die neuen Mutanten gerade bei den Jüngeren starke Auswirkungen hätten, sei eine Testpflicht unabdingbar, um nach den Osterferien Schulschließungen zu vermeiden.
Bei den derzeit noch freiwilligen Tests würden etwa 20 bis 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht mitmachen, sagte Bartsch. „Das wäre also zumindest mal jeder fünfte Schüler, der ungetestet in die Schule kommt.“ Ihren Eltern gehe es vielleicht darum, eine mögliche Quarantäne auszuschließen. Jeden Morgen vor Betreten der Schule zu testen, werde man wohl nicht hinbekommen, aber Fachleute sagten, dass es ausreiche, zweimal in der Woche zu testen, sagte Bartsch.
Negatives Ergebnis könnte Voraussetzung für Präsenzunterricht werden
In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ hatte Laschet am Dienstagabend darauf verwiesen, dass ein Teil der Eltern einen Test für ihre Kinder in der Schule verweigerten. Die SPD im NRW-Landtag spricht sich dafür aus, dass ein negatives Testergebnis nach den Osterferien Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht ist.
Ob die Schulen nach den Osterferien öffnen werden, ist jedoch weiterhin unsicher, sagte Laschet im ZDF. „Ich kann Stand heute - wir werden uns nächste Woche intensiv mit den Schulen beschäftigen müssen - nicht definitiv sagen, dass die nach den Ferien aufmachen“, sagte Laschet bei Lanz. (externer Link)
Laschet: "Jetzt geht's echt um Gesundheitsschutz"
„Da werden wir uns sehr sorgsam mit beschäftigen müssen“, erklärte Laschet, da „es anders im letzten Jahr“ nicht mehr darum gehe, ob die Kinder gute Bildung bekämen, weil „man zu Hause nicht so gut lernen kann“. „Jetzt geht's echt um Gesundheitsschutz“, betonte Laschet.
Diesen Test sollten die Schüler aber zu Hause machen können, so SPD-Bildungsexperte Jochen Ott. In der Schule könnten sie das Test-Set dann gegen ein frisches und vom Land bezahltes eintauschen. „Schülerinnen und Schüler, die keinen Test durchführen wollen, bleibt die Teilnahme am Distanzunterricht“, so Ott.
Kinder viel stärker von Mutationen betroffen
Laschet hatte in der Talkshow von Markus Lanz gesagt: „Jetzt werden wir überlegen müssen, müssen wir eine Testpflicht einführen. Denn es kann natürlich nicht jedes Kind für sich dann sagen, ich lasse mich einfach nicht testen.“ Er ergänzte: „Wenn es so weiter geht, wird es eine Testpflicht geben.“ Man merke jetzt - anders als im vergangenen Jahr - dass Kinder viel stärker von Mutationen des Virus betroffen seien. „Deshalb brauchen wir da klare Regeln.“
Berichte, etwa aus weiterführenden Schulen in Gelsenkirchen (Textlink), zeigen, dass sich dort etwas ein Drittel der Schülerinnen und Schüler weigert sich freiwillige auf Corona testen zu lassen. Als Grund wird die Sorgen vor Ausgrenzung genannt und die Angst, in Quarantäne zu müssen.
Kommunalverband und Grüne für Pflicht zu Coronatest an Schulen
Unterdessen fordert der Städte- und Gemeindebund NRW eine rechtsverbindliche Corona-Testpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen. Da der Selbsttest mit keinerlei gesundheitlichen Risiken verbunden sei, sei eine Teilnahmepflicht auch zumutbar, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Christof Sommer, jüngst in einer Mitteilung. Die Grünen im NRW unterstützten den Vorstoß. Bislang sind alle Tests an den Schulen freiwillig.
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„In einer Situation wie dieser mit Zehntausenden von Toten und steigenden Fallzahlen darf das Interesse an der Geheimhaltung des eigenen Gesundheitszustandes nicht höher gewichtet werden als der Infektionsschutz“, argumentierte Sommer. Falls die bisherigen Rechtsgrundlagen für eine Testpflicht nicht ausreichten, müsse nachgeschärft werden. Um infektiöse Personen aus den Schulen fernzuhalten, müssten sich wirklich alle Schüler, Lehrer und sonstiges Schulpersonal regelmäßig testen lassen.
Angst vor einer Quarantäne
An die weiterführenden Schulen in NRW waren nach Angaben der Landesregierung 1,8 Millionen Selbsttests geliefert worden, damit dort alle Schüler einmal vor den Osterfeien getestet werden konnten. Nach den Osterferien soll es zwei Tests pro Schüler geben. Schulpersonal konnte sich in NRW bereits seit dem 11. Januar bis zu zwei Mal wöchentlich anlasslos testen lassen.
Viele Schüler hätten bislang nicht teilgenommen, „offenbar weil sie und ihre Familien eine Quarantäne befürchtet (Textlink) haben“, vermutet die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer. „Solche Testlücken führen zu noch mehr Unsicherheit in den Schulen für Kinder, ihre Familien und die Lehrkräfte.“ Auch die Grünen in NRW fordern eine Testpflicht an den Schulen. (mit dpa)