Berlin. Russland geht mit seinem Impfstoff in die Offensive: Mit Deutschland und drei anderen Staaten gibt es nun erste Produktionsabkommen.
- Russland verkündet: Mit Deutschland und drei anderen EU-Staaten habe es erste Abkommen zur Herstellung seines Sputnik-V-Impfstoffs abgeschlossen
- Damit soll der Impfstoff sofort nach einer Zulassung in der EU bereitstehen
- Mehr über das russische Vakzin erfahren Sie hier im Überblick
Der russische Impfstoff Sputnik V dürfte in Kürze auch in der Europäischen Union zugelassen werden. Um es dann möglichst schnell verfügbar zu machen, hat der russische Hersteller nun erste Vereinbarungen zur Produktion des Vakzins innerhalb der EU abgeschlossen - darunter mit Deutschland und drei weiteren Staaten.
Dazu gehören Frankreich, Spanien und Italien, wie der russische Staatsfonds RDIF mitteilte. Dieser hatte die Entwicklung des Impfstoffs finanziert. Mit weiteren Unternehmen in EU-Staaten gebe es Gespräche. „Dadurch wird es möglich sein, ab der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mit der Versorgung des europäischen Marktes mit Sputnik V zu beginnen.“ Auch interessant: Diese Nebenwirkungen können bei Astrazeneca auftreten
Sputnik V dürfte auch in der EU kurz vor der Zulassung stehen
Sputnik V ist derzeit in der EU noch nicht zugelassen, die EMA hat aber Anfang März ein sogenanntes rollierendes Verfahren zur Zulassung des Vakzins gestartet. Dabei werden erste Ergebnisse wissenschaftlicher und klinischer Tests nach und nach analysiert, bevor alle für eine Zulassung nötigen Daten vorliegen. Bei den bisher von der EMA zugelassenen Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca hatte das Verfahren zwischen mehreren Wochen und drei Monaten gedauert.
Unterdessen gerät der Impfstoff von Astrazeneca in immer mehr Ländern scharf in die Kritik. Grund sind schwere Blutgerinnsel, die das Vakzin womöglich auslöst. Lesen Sie auch: Deutschland setzt Impfung mit Astrazeneca aus
Stiko spricht deutliche Empfehlung aus
Im vergangenen Jahr wurde Sputnik V im Ausland noch kritisch beäugt, weil die russischen Forscher ihn im Schnellverfahren entwickelt hatten. Doch inzwischen hat auch die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) das Vakzin für gut befunden.
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„Das ist ein guter Impfstoff, der vermutlich auch irgendwann in der EU zugelassen wird“, sagte der Stiko-Chef Thomas Mertens. „Die russischen Forscher sind sehr erfahren mit Impfungen. Sputnik V ist clever gebaut.“ Lesen Sie hier, was wir bisher über Sputnik V wissen.
Wie ist der Impfstoff aufgebaut?
Wie bei Astrazeneca handelt es sich bei Sputnik V laut der Stiko um einen Vektorimpfstoff, der auf einem genetisch veränderten Schimpansen-Adenovirus basiere. „Aber anders als bei Astrazeneca verwendet er zwei unterschiedliche Vektorviren für die erste und zweite Dosis“, sagte Mertens. „Das ist sehr klug, denn dadurch kann er potenziell auftretende Wirksamkeitsverluste durch Immunantworten gegen die Vektoren verhindern.“ Auch interessant: Unternehmer spritzt selbst erfundenes Corona-Vakzin - Anzeige
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Welche Erfahrungen haben andere Länder bisher mit diesem Impfstoff gemacht?
Nach Angaben der russischen Entwickler haben bereits mehr als 50 Länder das Vakzin zugelassen (Stand: 15. März). Obwohl der Impfstoff in der EU noch nicht zugelassen ist, wird er in Ungarn bereits seit Mitte Februar verabreicht. Weitere Staaten, darunter Tschechien und die Slowakei, wollen dem Beispiel folgen - unabhängig von einer EU-weiten Zulassung. In Venezuela hat sich Staatschef Nicolas Maduro damit gegen das Coronavirus impfen lassen. „Ich habe gehört, dass man danach Russisch sprechen kann“, scherzte der 58-jährige Linksnationalist.
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Warum gab es zunächst Vorbehalte gegen das Vakzin?
Das hatte vor allem mit der extrem schnellen Zulassung im Herkunftsland Russland zu tun. Russland hatte seinen Corona-Impfstoff bereits im Sommer vergangenen Jahres zugelassen - noch bevor die klinischen Studien abgeschlossen waren. Dies hatte mit Blick auf die Wirksamkeit des Vakzins zunächst international Skepsis ausgelöst. Die Impfkampagne mit Sputnik V in Russland wurde offiziell erst Anfang Dezember gestartet.
Wegen umstrittener Äußerungen auf Twitter kritisierten die Sputnik-Entwickler die Europäische Arzneimittelagentur. Die Vorsitzende des EMA-Verwaltungsrates hatte die vorzeitige Nutzung des russischen Vakzins vor einer EU-weiten Zulassung als „russisches Roulette“ bezeichnet. Die Forscher forderten eine Entschuldigung.
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(mit afp/dpa)