Berlin. Alle reden über Öffnungen. Ein Papier des RKI verrät, wie Virologen die Corona-Regeln lockern würden. Eine Roadmap zur Normalität.
Alle sind offen, Bars, Clubs, Restaurants, vieles wird wieder möglich, sogar Hochzeiten mit 100 Gästen. Was wie eine Fata Morgana im Lockdown klingt, ist für das Robert-Koch-Institut (RKI) ein reales Szenario: die „Basisstufe“. So steht es in einer „Handreichung zur Entwicklung von Stufenkonzepten bis Frühjahr 2021“. Es ist eine Roadmap zur Normalität. Titel des Strategiepapiers, den das RKI auf seiner Website veröffentlichte: „ControlCOVID“.
Das RKI geht von zwei Leitindikatoren aus: Zum einen den Anteil der Corona-Intensivpatienten, zum anderen die Inzidenz, die Zahl der Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen.
Corona: RKI legt "ControlCOVID"-Plan vor
In der Basisstufe sollte der Anteil der Intensivpatienten mit Covid-19 unter drei Prozent liegen und die Inzidenz weniger als zehn betragen. Nach Einschätzung des RKI können dann die Kontaktpersonen nachverfolgt und die Intensivstationen entlastet werden.
Die Bezugsebene: der Landkreis. Bundesweit liegt die Inzidenz zwar noch bei 59, Bestwert auf Landesebene: 46 in Baden-Württemberg. Und doch gibt es Insellagen, die der Basisstufe nahekommen. Im Dithmarschen lag die Inzidenz am Mittwoch bei 11,3, in Donau-Ries bei zwölf, im benachbarten Dillingen bei 18,6, in Vorpommern-Rügen bei 17,8.
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In der zweiten Stufen sollen Bars und Clubs wieder schließen
In der Basisstufe sind sämtliche Lebensbereiche offen, allerdings mit Schutzkonzepten. In den Altenheimen gilt eine Testpflicht, im Fernverkehr wird eine Sitzplatzreservierung vorgeschrieben.
Auch die nächsthöhere Stufe steht noch für ein Höchstmaß an Normalität. Stufe 1 gilt bei einer 7-Tages-Inzidenz zwischen zehn und 35. Der wesentliche Unterschied zur Basisstufe ist, dass die Zusammenkünfte strenger beschränkt werden: nicht mehr 100 Personen, sondern nur noch 50 sind in geschlossenen Räumen erlaubt, im Freien 500 statt 1000 Personen.
Stufe 2 regelt den Korridor zwischen 35 und 50. Für Bars und Clubs gilt dann „Schließung erwägen“, für Restaurants: nur Abholung. Den Betrieben wird Mobiles Arbeiten und den Schulen Distanzunterricht und/oder kleinere Klassen empfohlen.
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Das Ziel: Kontrolle, ein exponentielles Wachstum verhindern
Ab einer Inzidenz von über 50 und einem Anteil der Covid-19-Kranken an den Intensivpatienten von über zwölf Prozent greift die Stufe 3, sie ähnelt dem aktuellen Zustand, weil für den Handel, Friseure, Theater und Museen eine Schließung empfohlen wird.
Im zwölfseitigen Papier geht das RKI ins Detail. Zum Beispiel hat die 7-Tage-Inzidenz bei Verschärfungen Vorrang, bei Lockerungen hingegen die intensivmedizinische Belegung. Kurzum: Es wird gelockert, wenn die Situation in den Krankenhäusern sich entspannt, aber schon verschärft, sobald die Inzidenz einen kritischen Grenzwert übersteigt.
Das Ziel ist eine bessere Kontrolle. Bis sich eine weitgehende Immunität durch die Impfungen einstelle, sei es aus infektionsepidemiologischer Sicht erforderlich, „den erneuten Eintritt in ein exponentielles Wachstum der Pandemie zu verhindern“. Das Papier selbst ist als Entscheidungshilfe gedacht - vielleicht schon für den Bund-Länder-Gipfel am 3. März?
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Akzeptanz der Bevölkerung geht zurück
Auf verschiedenen Ebenen würden Öffnungsstrategien überlegt, derweil „ein Rückgang der Akzeptanz von Maßnahmen in der Bevölkerung zu beobachten“ sei. Das unterstreiche die „Notwendigkeit einer klaren Zielstellung und transparenten Perspektive“. An einer Stelle heißt es, „alle Maßnahmen müssen durch transparente Informationen und intensive Kommunikation mit der Öffentlichkeit begleitet werden.“
Das galt offenbar nicht für das Papier. Es datiert vom 18. Februar, das RKI stellte es auf seine Homepage, ohne groß darauf aufmerksam zu machen.
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