Essen. Komba-Gewerkschaft spricht von mehr als 100.000 Überstunden in der Pandemie. Weil die Belastung steigt, helfen private Dienste Ordnungskräften.

Die Corona-Pandemie führt in den Ordnungsämtern zu erheblicher Mehrarbeit. Die Gewerkschaft Komba in NRW geht davon aus, dass die Ordnungskräfte des Innen- und Außendienstes allein in den kreisfreien Städten des Landes über 100.000 Überstunden seit Beginn der Pandemie gemacht haben.

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Seit Beginn der Pandemie kommen für die Ordnungsämter immer wieder neue Aufgaben dazu. (Bild: Ordnungskräfte in Dortmund)
Von Stephanie Weltmann und Verena Lörsch

Das geht aus Berechnungen für 2020 hervor, die die Komba für diese Redaktion gemacht hat. Hinzukommen Urlaubsrückstände in hohem Maß. (-> Lesen Sie hier: Gladbecker Ordnungsamtsleiter: „Corona hat alles verändert“)

Gewerkschaft: „Ordnungsdienste arbeiten am Limit“

Der Komba-Landesvorsitzende Andreas Hemsing warnt vor einer Überlastung der Beschäftigten. „Die Ordnungsdienste arbeiten am Limit“, sagt er. Sie bemühten sich intensiv, all ihren Kontrollaufgaben in der Pandemie nachzukommen, aber die Grenze sei erreicht.

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Seit Beginn der Pandemie setzen die kommunalen Ordnungskräfte die Corona-Regeln durch. Ihre Arbeit bleibt gefragt: Bei den für Dienstag geplanten Corona-Gesprächen von Bund und Ländern geht es um weitere Schutzmaßnahmen.

Hemsing unterstreicht, dass die Ordnungskräfte ein entscheidender Faktor in der Bekämpfung der Pandemie seien. Statt Wertschätzung zu erfahren, müssten sie in der zweiten Corona-Welle aber immer häufiger erleben, dass Bürger „uneinsichtig und sogar aggressiv werden. Die psychische Belastung steigt.“ Hemsing appelliert an Vorgesetzte, sensibel mit der Belastung der Beschäftigten umzugehen. „Uns drohen Personalausfälle durch psychische Erkrankungen“, so der Gewerkschaftschef. (-> Lesen Sie hier: Corona-Ausgangssperre in Oberhausen)

Private Dienste unterstützen Gelsenkirchener Ordnungsamt

Auch Verdi NRW spricht von einer hohen Belastung. Beschäftigte arbeiten bis zu 48 Stunden in der Woche. Um Personalnöte zu schmälern, greifen Städte auf Mitarbeiter anderer Bereiche zurück. Das liefe nicht reibungsfrei, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Martin Nees, und nicht immer freiwillig: „Es wird überredet und manches auch gegen den Willen eines Beschäftigten durchgesetzt.“

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Einige Städte engagieren private Sicherheitsdienste, die Ordnungskräfte begleiten und damit entlasten sollen. In Gelsenkirchen etwa wurden für zehn Wochen täglich sechs Mitarbeiter eines privaten Dienstes eingesetzt. Von ähnlichen Anfragen berichten Firmen in Dortmund und Herne.

Konkrete Angaben zu Überstunden machen Städte gegenüber der Redaktion nicht. Gladbeck spricht von Hunderten Überstunden, in Essen gibt es laut Rathaus keine Überlastungsanzeigen. (->Lesen Sie hier: Das bedeutet die 15-Kilometer-Regel für Gladbeck)