Berlin. Todenhöfer fordert die CDU mit seiner Partei „Team Todenhöfer“ heraus. Das Team war bei der ersten Veranstaltung aber nur Nebensache.
Im Rücken das Brandenburger Tor , vor sich den Berliner Tiergarten: Es ist kein bescheidener Ort, den der Publizist und Aktivist Jürgen Todenhöfer sich da ausgesucht hat. Mitten im politischen Zentrum Berlins findet sie statt, die erste Veranstaltung seiner frisch gegründeten Partei.
Todenhöfer steht im Mittelpunkt des Abends und der Partei
„ Team Todenhöfer “ strahlt von der Bühne, später wird der Schriftzug auch auf das Brandenburger Tor projiziert werden.
Der Name ist Programm: Im Mittelpunkt dieses Abends, im Mittelpunkt dieser Partei steht der Publizist Todenhöfer.
Keinen anderen Programmpunkt gibt es, fast zwei Stunden lang spricht Todenhöfer an seinem 80. Geburtstag auf der Bühne, ohne Notizen. Kaum ein Thema, dass er nicht anschneiden kann mit den Worten „Ich kann Ihnen da eine persönliche Geschichte erzählen“.
Todenhöfer fordert CDU mit „humanistischer Revolution“ heraus
Dass er sich dabei immer mal wieder wiederholt, scheint sein Publikum nicht zu stören. Für 1000 Menschen war die Versammlung am Abend angemeldet, gekommen sind etwa zwei- bis dreihundert. Mit Masken und verteilt auf die Abstandsmarkierungen am Boden stehen sie vor der Bühne, auf der Todenhöfer auf- und abtigert, während er spricht.
Die Partei trete an, „diese Führungsriege, die es nicht kann, herauszufordern“, sagte Todenhöfer. Das Ziel sei nicht weniger als eine „humanistische Revolution“. In konkreter Politik bedeutet das: das Ende von Bundeswehreinsätzen im Ausland, der Stopp von Waffenexporten in Krisenregionen und Steuersenkungen für die Mittelschicht.
Auch drei Jahre Elternzeit und den Bau von einer Millionen neuen Wohnungen im Jahr verspricht Todenhöfer.
„Team Todenhöfer“: Kein Wort über Corona, kein Wort über die Klimakrise
Über die Bekämpfung der Corona-Pandemie, die nach Einschätzung von Experten auch nach der nächsten Bundestagswahl noch ein Thema sein wird, oder den Kampf gegen den Klimawandel verliert der 80-Jährige dagegen kein Wort.
Mit denen, die an der Macht waren, seit er selbst 1990 aus dem Bundestag ausgeschieden ist, geht Todenhöfer hart ins Gericht. Alles Heuchelei und Lüge, ist der Vorwurf. Es brauche einen „neuen Politikertyp“, einen, dem „es wieder um die Menschen geht und nicht um die eigenen Karriere“. Es sind diese Stellen, an denen er den meisten Applaus bekommt.
Todenhöfer: Viele sind an diesem Tag extra angereist
Auch bei der Verurteilung von Rassismus ist die Zustimmung groß: Die Unterscheidung in „Migranten und angebliche Bio-Deutsche“ wolle man beenden, sagt Todenhöfer und erntet Applaus. Einige im Publikum machen den Eindruck, als sie diese Unterscheidung schon selbst schmerzhaft erleben müssen.
Viele sind extra angereist an diesem Tag, so wie Beyza Agca. Die junge Frau ist aus Hannover gekommen, um Todenhöfer live zu erleben. Bisher kannte sie ihn vor allem durch seine Bücher. „Ich fand es wirklich toll“, sagt sie, „ich bewundere ihn seit Jahren.“
Sie sei politisch aktiv, gehe zum Beispiel auf Demonstrationen. In einer Partei war sie noch nie – Todenhöfer sei der Einzige, bei dem sie sich das vorstellen könne. „Menschlichkeit und Ehrlichkeit in der Politik, das spricht mich an“, sagt Agca.
André Saidi ist vor allem gekommen, um einen Freund zu begleiten, der Fan des Publizisten ist. Am Ende der Rede reißt auch er jubelnd den Arm hoch. Vieles von dem, was er gehört habe, klinge überzeugend, sagt der Student. Doch Todenhöfer könne jetzt noch von der Seitenlinie Politik kritisieren, ohne selbst etwas lösen zu müssen. „Mal sehen, wie viele er dann tatsächlich umsetzen kann.“