Washington. US-Moderator Chris Wallace ist frustriert vom chaotischen TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden. Noch zwei weitere sind geplant.

Das chaotische TV-Duell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden hat Spuren hinterlassen – bei den Wählern, aber auch bei Moderator Chris Wallace. „Ich bin ein Profi. So etwas habe ich noch nie durchgemacht“, sagte der 72-Jährige der „New York Times“. Die Debatte zwischen dem US-Präsident und dem ehemaligen Vize-Präsident sei ihm „entgleist“.

Wallace überrascht und frustriert von Trumps Strategie

Vor allem Donald Trump hatte sich nicht an die vorab verabredeten Regeln des Duells gehalten. Er fiel seinem demokratischen Kontrahenten immer wieder in Wort, sprang von einem Thema zum nächsten. Zwar war erwartet worden, dass der republikanische Amtsinhaber seinen Widersacher hart und mit persönlichen Beleidigungen angreifen würden. Doch dass er dies über die gesamte Dauer der Debatte tun würde, damit hatte der Journalist Chris Wallace nach eigenen Aussagen nicht gerechnet.

US-Präsident Donald Trump während des TV-Duells.
US-Präsident Donald Trump während des TV-Duells. © AFP | SAUL LOEB

Joe Biden reagierte mit scharfen Kontern. Unter anderem rief er dem US-Präsident zu, er solle „die Klappe halten“. Der frustrierte Fox-News-Moderator fasste danach seine Gefühlslage über die Geschehnisse mit „einfach nur traurig“ zusammen.

Organisatoren wollen Regeländerungen für die nächsten Duelle

Die für die Organisation der Präsidentschaftsdebatten zuständige Kommission kündigte unlängst Regeländerungen für die nächsten Rededuelle an. „Die Debatte von gestern Abend hat deutlich gemacht, dass zu dem Format der verbleibenden Debatten zusätzliche Struktur eingeführt werden sollte, um eine geordnetere Diskussion über die Themen sicherzustellen“, erklärte die Kommission.

Ex-Vizepräsident Joe Biden während des TV-Duells.
Ex-Vizepräsident Joe Biden während des TV-Duells. © AFP | JIM WATSON

Biden bezeichnete Trumps Auftreten in der Fernsehdebatte im Nachgang als „nationale Peinlichkeit“. Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten will dennoch an den verbleibenden zwei TV-Duellen mit dem Präsidenten teilnehmen, wie Bidens Wahlkampfteam ankündigte. Einige Demokraten sowie Medienkommentatoren hatten Biden aufgerufen, die weiteren Fernsehdebatten zu boykottieren.

Auch Trump kündigte an, daran teilnehmen zu wollen. Der Präsident rief sich selber zum Sieger der ersten Debatte aus. Er habe „nach jedem Maßstab leicht gewonnen“, sagte er. Die Debatte wurde nach Einschätzung der Datenanalysefirma Nielsen von 73 Millionen Menschen angeschaut, für die es nach Auffassung von Wallace „ein viel nützlicherer Abend hätte werden können“. Er sei dementsprechend enttäuscht für das Land, sagte er der New York Times.

Zwei weitere TV-Duelle vor der US-Wahl – mit anderen Moderatoren

Die beiden verbleibenden Fernsehduellen zwischen Trump und Biden wird Wallace nicht moderieren. Diese sind für den 15. Oktober und 22. Oktober geplant. Steve Scully vom Sender C-Span und Kristen Welker vom Sender NBC, die dann die Debatten leiten werden, riet er zu einer schnelleren Reaktion, als es bei ihm der Fall war. TV-Duelle: Lesen Sie hier, wie Sie die beiden verbleibenden Debatten verfolgen können

Chris Wallace hatte seine Mühe, die Debatten in geordnete Bahnen zu lenken.
Chris Wallace hatte seine Mühe, die Debatten in geordnete Bahnen zu lenken. © AFP | Olivier Douliery

Zusätzlich findet am Mittwoch kommender Woche noch die TV-Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence und Kamala Harris statt. Gewählt wird am 3. November.

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(afp/dpa/yah)