Essen. Nur wenige Pflegekräfte in Kliniken sollen vom geplanten Corona-Bonus profitieren. Arbeitnehmervertreter wollen die Prämie daher blockieren.
Im Streit um den Corona-Bonus für Pflegende in den Kliniken erhöhen Arbeitnehmervertreter den Druck. Personalräte und Betriebsräte großer Klinik-Ketten, Unikliniken und Krankenhäuser kritisieren die Prämie als unzureichend, weil nur ein Teil der Beschäftigten von der Sonderzahlung in Höhe von bis zu 1000 Euro profitieren soll. In einem kürzlich veröffentlichten Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigen sie an, die Prämie in ihrer aktuellen Form nicht mitzutragen. Das hätte nach Gewerkschaftsangaben unter anderem am Universitätsklinikum Essen zur Folge, dass dort keine Zulage gezahlt wird.
Die Essener Personalratschefin Andrea Willer warnt vor Unfrieden in der Belegschaft. „Es geht absolut nicht, dass nur ausgewählte Pflegekräfte die Corona-Prämie erhalten sollen“, erklärte Willer ihre Position. Vor allem Beschäftigte in der „Pflege am Bett“ sollen von der geplanten Klinik-Prämie profitieren und damit nur etwa jede vierte Fachkraft in Deutschland. Bereiche wie Krankentransport, Labore oder Reinigung bleiben außen vor.
Arbeitnehmer fordern Spahn auf, Abhilfe zu schaffen
Das werde nicht der besonderen Situation gerecht, in der alle Beschäftigten besondere Leistungen erbracht hätten, kritisieren Arbeitnehmervertreter. Sie fordern Spahn auf, für eine finanzielle Wertschätzung aller Beschäftigten der Krankenhäuser zu sorgen.
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Anders als beim Pflegebonus des Bundes für die Altenpflege geht die Klinik-Prämie auf eine Einigung der Krankenkassen und der Krankenhausgesellschaft zurück. Kliniken sollen demnach je nach Belastung Zuschüsse erhalten, die sie vor Ort im Einvernehmen mit Mitarbeitervertretern an Beschäftigte verteilen. Die Details stehen noch aus. Es stehen 100 Millionen Euro aus dem Gesundheitsfonds bereit, der vor allem aus Kassenbeiträgen finanziert wird. Private Versicherer beteiligen sich.
Noch ist offen, ob NRW die Prämie um bis zu 500 Euro aufstockt
Verdi-Krankenhausexperte Jan von Hagen sieht auch das Land NRW in der Pflicht: Es müsse gelingen, dass die Prämie ausgeweitet und auf das Niveau in der Altenpflege von bis zu 1500 Euro aufgestockt wird. Das Land hält sich Letzteres offen. Aus dem Gesundheitsministeriums heißt es, NRW wird sich erst entscheiden, wie mit der Initiative umzugehen ist, sobald die Verteilungskriterien von Kassen und Kliniken festgelegt worden seien.
Begeistert vom Bonus sind indes auch die Krankenhäuser nicht. Fachleute vor Ort warnen einerseits bereits vor hohem bürokratischem Aufwand. Ingo Morell, Vize-Chef des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands, erklärte zudem, wünschenswert wäre eine Regelung wie in der Altenpflege gewesen. „Wir müssen aber feststellen, für die Krankenhäuser hat die Politik einen engeren Rahmen gesetzt.“ Morell fürchtet, der Frust über die Prämie drohe am Ende auch den Arbeitgebern angeheftet zu werden. „Mitarbeiter, die keine Prämie erhalten, werden sich völlig nachvollziehbar ungerecht behandelt fühlen“, so Morell.
Das Uniklinikum Essen äußerte sich zunächst nicht zu der Kritik seiner Beschäftigten.