Berlin. Der finanzielle Unterschied zum Altersruhegeld zwischen Rentnern und Pensionären ist groß. Corona könnte die Kluft weiter vertiefen.

  • In Deutschland gibt es zwei unterschiedliche Systeme der Alterssicherung: Renten und Pensionen
  • Zahlen der Bundesregierung zeigen jetzt, wie groß die Unterschiede bei den Altersruhegeldern sind
  • Während viele Rentenbezieher kaum genug zum Leben haben, sind die meisten Pensionäre abgesichert
  • Die Ruhegehälter von Beamten werden von der Corona-Krise nicht negativ tangiert

Es ist seit jeher ein Thema, das die Emotionen vieler Ruheständler hochkochen lässt. Denn im Alter macht es auf dem Konto einen deutlichen Unterschied, ob jemand Rente oder eine Pension bezieht. Grund für hitzige Debatten ist, dass das sogenannte Ruhegehalt für ehemalige Beamte in der Regel deutlich über den Beträgen liegt, die Arbeitnehmer nach vergleichbarer Zeit aus der gesetzlichen Rentenversicherung ausbezahlt bekommen.

Beamtenvertreter weisen zwar regelmäßig darauf hin, dass es sich nun mal um zwei unterschiedliche Systeme der Alterssicherung handelt, welche der Staat so eingeführt hat.

Rente mit großer Kluft

Viele Pensionäre sind es zudem leid, sich ständig für die Höhe ihrer Altersbezüge zu rechtfertigen. Dennoch zeigen Daten, dass es tatsächlich eine erhebliche Kluft zur gesetzlichen Rente gibt.

So sparen Rentner bei der Steuer

weitere Videos

    Nach Zahlen des Bundesarbeitsministeriums, welche die Linke-Fraktion unlängst erfragt hat, erhielt Ende 2019 mehr als jeder zweite Rentenbezieher in Deutschland weniger als 1000 Euro im Monat. Genauer gesagt war dies bei 56 Prozent der Rentner der Fall. Dagegen fielen zwei von drei Pensionen von ehemaligen Bundesbeamten höher als 2000 Euro aus.

    Lesen Sie auch: Studie: So viel müssen die Deutschen fürs Alter sparen

    Ein Drittel aller Rentenbezieher bekommt weniger als 700 Euro

    • Bei 45,6 Prozent der Beamten im Ruhestand waren es zwischen 2000 und 3000 Euro monatlich, sie bildeten die größte Gruppe.
    • Bei 14,6 Prozent lagen die Bezüge zwischen 3000 und 4000 Euro. 3,0 Prozent hatten zwischen 4000 und 5000 Euro zur Verfügung, und 1,9 Prozent mehr als 5000 Euro.
    • 34,8 Prozent der Pensionäre erhielten weniger als 2000 Euro.

    Je nach Bundesland und Dienstherrn kommen zudem Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld obendrauf. Dagegen erhielt rund ein Drittel aller Rentenbezieher weniger als 700 Euro im Monat, wie aus der Antwort des Arbeitsministeriums weiter hervorgeht. Fast jeder Vierte bekam weniger als 500 Euro.

    Nun steht eine niedrige gesetzliche Rente nicht zwingend für Armut. Sie kann auch bedeuten, dass Versicherte nur wenige Jahre Beiträge gezahlt haben, etwa, weil sie nur vorübergehend in Deutschland beschäftigt waren oder weil sie zeitweise selbstständig gearbeitet haben und daher nicht versicherungspflichtig waren.

    Vorbild Österreich?

    Linken-Fraktionschef verlangt einen Systemwechsel bei der Alterssicherung.
    Linken-Fraktionschef verlangt einen Systemwechsel bei der Alterssicherung. © dpa | Foto: Michael Kappeler

    Dennoch machen die Zahlen deutlich, dass es große Unterschiede zwischen beiden Alterssicherungssystemen gibt. Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch verlangt daher einen Systemwechsel. Er verweist auf Österreich, wo „alle Bürger – auch Selbstständige und Beamte – in eine Kasse einzahlen und die Extraversorgung für Politiker 1997 gestrichen wurde“, wie Bartsch unserer Redaktion sagte. Er schlage vor, dass künftig „auch bei uns alle Abgeordneten in die gesetzliche Rente verpflichtend einzahlen“.

    Noch eine weitere Zahl macht die Kluft zwischen Renten und Pensionen deutlich: Nach Angaben der Regierung hat ein Bundesbeamter bereits nach fünf abgeleisteten Dienstjahren Anspruch auf die Mindestpension. Sie lag 2019 bei rund 1760 Euro im Monat.

    Um auf eine Rente in gleicher Höhe zu kommen, müssten gesetzlich Versicherte 53,3 Jahre lang Beiträge einzahlen, wenn man von einer Vollzeitbeschäftigung beim derzeitigen monatlichen Bruttodurchschnittslohn von knapp 4000 Euro ausgeht.

    Konjunktureinbruch hat Folgen für die Renten

    Auch beim langfristigen Niveau gibt es große Unterschiede: Das sogenannte Ruhegehalt der Beamten beträgt 71,75 Prozent der Bruttobezüge der letzten zwei Dienstjahre vor dem Wechsel in den Ruhestand. Das Rentenniveau liegt dagegen bei 48,2 Prozent.

    Allerdings werden Pensionen schon immer voll versteuert. Auf Rentenbezüge ist erst bis ins Jahr 2040 komplett Einkommensteuer fällig. Derzeit unterliegen 80 Prozent der Bezüge der Steuerpflicht.

    Lesen Sie auch: Rentner ärgern sich über Steuern: Zahlen sie bald weniger?

    Doch es gibt einen weiteren Faktor, der den Graben zwischen Rentnern und Pensionären zusätzlich vertiefen dürfte. Er heißt Corona. Wegen des konjunkturellen Einbruchs und sinkender Lohnentwicklung aufgrund der Pandemie müssen sich die meisten Rentner im nächsten Jahr auf eine Nullrunde einstellen. Denn Grundlage für die Erhöhung ist die wirtschaftliche Entwicklung des jeweiligen Vorjahrs.

    Dieses Verfahren hat dazu geführt, dass in diesem Jahr trotz Rezession die Renten im Osten um 4,2 und im Westen um 3,45 Prozent gestiegen sind. Denn 2019 lief die Wirtschaft ja noch rund. Mit Corona hat sich das bekanntlich dramatisch geändert. Die Deutsche Rentenversicherung geht daher davon aus, dass nächstes Jahr eine Steigerung der Bezüge im Westen Deutschlands komplett ausfallen wird. Im Osten wird es voraussichtlich nur ein kleines Plus von 0,7 Prozent geben.

    Lesen Sie auch: Corona-Krise: Hat die Rezession Auswirkungen auf die Renten?

    Vorteil für Pensionäre

    Bartsch findet, angesichts der Folgen der Pandemie müsse die Politik dafür sorgen, dass bei Renten eine Nullrunde verhindert wird. „Die Corona-Krise darf nicht dazu führen, dass sich die Situation für Rentnerinnen und Rentner verschlechtert“, sagt der Linke-Politiker. Eine Nullrunde im kommenden Jahr „oder gar noch 2022 wäre sozial- und konjunkturpolitisch schädlich“.

    Anders läuft es in der Pandemie für Pensionäre. Sie sind im Vorteil, denn die Ruhegehälter von Beamten sind nicht an die unmittelbare wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt, selbst wenn sie aus Steuergeldern finanziert werden.

    Somit schlagen die ökonomischen Folgen der Corona-Krise nicht auf die Ruhegehälter durch. Zudem profitieren Pensionäre von Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst. Diese werden oft zusätzlich auf die Ruhegehälter übertragen.