Düsseldorf. Für seine Lehrer-Schelte musste Joachim Stamp Kritik einstecken. Jetzt erneuert er die Vorwürfe gegen Teile der Lehrerschaft in der Corona-Krise.

Für seine Vorwürfe gegen Teile der Lehrerschaft, sie hätten sich in der Coronakrise „bequem eingerichtet“, musste NRW-Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) im August harte Kritik von Lehrerverbänden einstecken. Nachhaltig beeindruckt hat dieser Protest Stamp aber wohl nicht. Am Dienstag schlug er in die gleiche Kerbe.

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Auf die Frage eines Journalisten, ob er eine Erklärung dafür habe, dass Kita-Erzieher offenbar motivierter seien als Lehrer an Schulen, sagte Stamp, es gehe ihm nicht darum, eine Berufsgruppe an den Pranger zu stellen. Er habe schon im August „bewusst hervorgehoben, dass es viele Lehrer gegeben hat, die mit unglaublicher Kreativität in dieser schwierigen Phase gearbeitet haben“. Er habe es aber genauso wichtig gefunden, darauf hinzuweisen, dass Beamte und andere Beschäftigte im Landesdienst eine besondere Verantwortung hätten und es sich nicht in der Coronakrise „gemütlich machen“ sollten.

Stamp sorgt sich um mögliche Spaltung der Gesellschaft

Und dann legte der FDP-Minister beim Thema Lehrer noch einmal nach: „Es hat viele gegeben, die sich um die Kinder gekümmert haben und andere um die Vorgärten. Das muss man auch mal ansprechen.“ Er selbst mache sich Sorgen um eine mögliche Spaltung der Gesellschaft. Die, die einen sicheren Arbeitsplatz und ein regelmäßiges Einkommen haben, richteten den Fokus vor allem auf die Gefahr der Pandemie. Andererseits hätten viele Freiberufler, Künstler und Sportler existenzielle Sorgen wegen der Coronamaßnahmen.

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An der Motivation der Kita-Erzieherinnen zweifelt Stamp, der auch NRW-Familienminister ist, nicht. Viele von ihnen hätten sich sogar freiwillig gesund schreiben lassen, um wieder Kinder betreuen zu können. Der Start in den Regelbetrieb nach langen Corona-Einschränkungen sei jedenfalls in NRW gut geglückt. Keine Schule und keine Kita hätten sich zu einem „Corona-Hotspot“ entwickelt.

Kein Kita-Lockdown bei neuer Corona-Welle

Fast alle Kitas seien regulär geöffnet, nur sehr wenige Erzieherinnen könnten wegen der Coronakrise nicht arbeiten.

Stamp (FDP) gab das Versprechen ab, dass es in NRW „keine flächendeckenden Schließungen von Kitas und Schulen“ mehr geben werde. Er appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die anderen Bundesländer, ebenfalls eine Bildungs- und Betreuungsgarantie nach NRW-Vorbild zu geben.

Für den Fall, dass regional oder örtlich Corona-Maßnahmen beschlossen werden sollten, richtete Stamp eine „dringende Empfehlung“ an die Gesundheitsämter, nicht, wie zuletzt im Kreis Gütersloh, zuerst die Schulen und die Kitas zu schließen.

Kostenlose Tests für Kita-Beschäftigte nach den Herbstferien noch offen

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Ob die Erzieherinnen sich auch nach den Herbstferien kostenlos auf Corona testen lassen können, ließ Stamp offen. Diese Frage sei noch nicht entschieden. Er selbst sei aber skeptisch, ob das Angebot fortgesetzt werden müsse. Der Minister hält es für sinnvoller, Anlass bezogen, also nach konkreten Verdachtsfällen zu testen, dann aber besonders gründlich.

Die Landesregierung will außerdem die zur Unterstützung der Kitas in der Corona-Krise eingestellten Alltagshelfer dauerhaft für die Kinderbetreuung gewinnen. Das „Kita-Helfer“-Programm werde auch im kommenden Jahr fortgesetzt, sagte Stamp (FDP) Mit den Kita-Trägern sollten Konzepte zur Weiterqualifizierung der Helfer entwickelt werden. Das Programm ist auf etwa 10.000 Mitarbeiter angelegt. Rein rechnerisch kommt so ein zusätzlicher Helfer auf jede Kita im Land.