Washington. Jack Schlossberg ist der einzige Enkel von John F. Kennedy. Er hielt ein Plädoyer für Biden – und regte die Fantasie der Amerikaner an.
Amerika sah in dieser Woche mit Wohlwollen, Neugier und teilweise heißem Herzen hin, als Jack Schlossberg an der Seite seiner Mutter Caroline, der einzigen lebenden Tochter von Präsident John F. Kennedy, beim Präsidentschafts-Parteitag der Demokraten ein leidenschaftliches Plädoyer für Donald Trump-Herausforder Joe Biden hielt.
Wie der 27-Jährige mit spätjugendlichem Charme, lässiger Rhetorik und von guten Genen üppig begünstigter Erscheinung zur Wahl des 77-Jährigen aufrief, regte bei vielen Zuschauern und später in sozialen Medien die Fantasie an. JFK-Enkel Schlossberg sagte in abgewandelter Diktion seines Großvaters, dass Amerika „neue Ufer” nur erreichen könne mit einem Präsidenten, „der fragt, was er mit unserem Land machen kann”.
Manche orakelten danach, dass Schlossberg, der mit vollem Namen John Bouvier Kennedy Schlossberg heißt, wie so viele des berühmten Ostküsten-Clans vor ihm eine Polit-Karriere anstrebe. Andere, vor allem Frauen, erkundigten sich in sozialen Netzwerken nach seinem Beziehungsstatus. Schlossberg ist seinem Onkel John F. Kennedy Jr., der 1999 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, wie aus dem Gesicht geschnitten. Das gängige Wort dafür lautet: „hot”. Lesen Sie hier: Biden offiziell Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten
Jack Schlossberg würde in Washington einen Resonanzboden finden
Schlossberg ist das dritte Kind von Caroline Kennedy und dem Designer und Autor Edwin Schlossberg. Schlossberg studierte erst an der Elite-Universität Yale japanische Geschichte und ist bis heute in Harvard in Jura und Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Über seine Mutter, die im Auftrag von Präsident Barack Obama 2008 an der Auswahl von Joe Biden als Vizepräsidentschaftskandidat maßgeblich beteiligt war und später als US-Botschafterin in Japan auf Posten war, wuchs Schlossberg in politischen Zirkeln auf.
Im Gegensatz zu seinen beiden Schwestern, darunter ist die New York Times-Journalistin Tatiana Schlossberg, die sich beim Thema Klimawandel einen Namen gemacht hat, ist Jack Schlossberg bei öffentlichen Veranstaltungen häufig an der Seite seiner Mutter zu sehen.
Bei Preisverleihungen, etwa für den „New Frontier Award”, der auf die Stiftung seines berühmten Großvaters zurückgeht, tritt der eloquente, hoch gewachsene Mann selbstsicher und gewinnend auf. John Kerry, Ex-Senator und Ex-Außenminister, erlebte Schlossberg 2011 als Praktikant im Senat von Washington aus der Nähe und bescheinigte ihm einen „feinen Humor”. Auch interessant: Joe Biden nominiert Kamala Harris als Vize-Kandidatin
Sein erstes Fernseh-Live-Interview gab Schlossberg erst vor drei Jahren. „Ich bin inspiriert vom Vermächtnis meiner Familie im Dienst an der Öffentlichkeit”, sagte er. Ohne dies mit der Ansage zu verbinden, selbst in absehbarer Zeit in die Politik zu gehen. Er wolle sich erst ausprobieren, seinen eigenen Weg finden. Dass Schlossberg in Washington einen Resonanzboden fände, zeigte sich schon des Öfteren. Einmal behauptete der ehemalige Trump-Rivale Senator Ted Cruz aus Texas, dass John F. Kennedy, lebte er noch heute, gewiss kein Demokrat wäre, sondern der republikanischen Partei angehören würde. Schlossberg reagierte in einem Artikel im Magazin „Politico” mit spitzer Feder: „Absurd!”.
Schlossberg gründete bereits als Achtjähriger eine Wohltätigkeits-Organisation
In sozialen Netzwerken ist Schlossberg, der ein leidenschaftlicher Fan des Hollywood-Schauspielers Dwayne „The Rock” Johnson ist und 2018 in der TV-Krimiserie „Blue Bloods” eine kurze Gastrolle hatte, vor allem auf Instagram unterwegs, wo ihm zuletzt über 60.000 Anhänger folgen. Selbstgebastelte Videos, in denen er gemeinsam mit anderen Pop-Songs live nachsingt, und bizarre Wortspiele sind sein Markenzeichen. Lesen Sie auch: Russland-Affäre: Republikaner fallen Trump in den Rücken
Sich für die Gemeinschaft zu engagieren, war Schlossberg in die Wiege gelegt. Als Achtjähriger gründete er mit anderen eine Wohltätigkeits-Organisation, die 100.000 Dollar für besondere Glühbirnen in Wohnprojekten für sozial schwache New Yorker auftrieb.
In seiner Rede pro Biden sagte Schlossberg, der laut US-Medien vor einiger Zeit in Kendall Jenner aus dem Kardashian-Clan verschossen gewesen sein soll und mit der Yogastudio-Gründerin Krissy Jones, 29, liiert war, dass sich die Zeiten zwar geändert hätten. Trotzdem seien die großen Themen seines Großvaters – Mut, Einheit und Patriotismus – heute so wichtig wie in den 60er Jahren. Danach lächelte er das unnachahmliche Kennedy-Lächeln. Schon war’s um Amerika geschehen. Mehr zum Thema US-Wahl: Joe Biden hält die vielleicht wichtigste Rede seines Lebens