Düsseldorf. Ab dem 17. August wieder Regelbetrieb in NRW-Kitas. Neue Empfehlungen bei leichten Erkrankungen. Ab August wieder voller Elternbeitrag fällig.

Die Kindergärten in Nordrhein-Westfalen sollen ab dem 17. August zurück in den Regelbetrieb. Die große Corona-Studie in Düsseldorfer Kitas hat es nämlich gezeigt: In Kindertagesstätten gibt es offenbar kein erhöhtes Corona-Infektionsrisiko, das hat die jüngste Untersuchung der Uniklinik Düsseldorf ergeben. Auch gehe von Kindern kein erhöhtes Infektionsrisiko aus. Knapp eine Woche nachdem die Virologen die Ergebnisse ihrer Modellstudie vorgestellt haben, lässt Familienminister Joachim Stamp nun Worten Taten folgen. Sein Ministerium war es schließlich auch, das die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte.

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Wenige Tage nach dem Ende der NRW-Sommerferien, nämlich ab dem 17. August, sollen demnach alle Kinder ihre Kita oder ihre Tageseltern wieder im vertraglich vereinbarten Umfang besuchen können.

Die Neuregelung stehe jedoch unter dem Vorbehalt des weiteren Infektionsgeschehens im Land. Stamp spricht von einem „Regelbetrieb unter Bedingungen der Pandemie“. Deshalb könne es bei weiter steigenden Zahl von Corona-Erkrankten wieder zu erneuten Einschränkungen auch beim Kita-Betrieb kommen. Stamp: „Auch landesweite Einschränkungen können als Ultima ratio nicht ausgeschlossen werden.“

Bei lokalen Corona-Ausbrüchen können die örtlichen Gesundheitsbehörden den Kita-Regelbetrieb allerdings auch schnell wieder einschränken. Bei vermehrten Infektionen soll es zu Massentests in den betroffenen Kitas kommen. Zudem bietet das Land allen Betreuungskräften zunächst bis zu den Herbstferien kostenlose Tests an.

Keine Kita-Beitragskürzung für August - Geld für Kitahelfer

Mit Aufnahme des Regelbetriebs im August wird es für die Eltern keine Kürzung ihrer Kita-Beiträge mehr geben, auch wenn dieser erst zur Monatsmitte startet. Das Land habe viel Geld in die Hand genommen, um die Träger während der Corona-Pandemie zu unterstützen, so der NRW-Familienminister: „Wir sind nicht mehr in der Lage, bei Elternbeiträgen einen Nachlass zu gewähren.“ Für Juni und Juli waren die Elternbeiträge zur Hälfte erlassen worden. Dafür greife aber ab dem 1. August das zweite beitragsfreie Kita-Jahr für alle, unterstrich Stamp.

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Zusätzlich unterstütze die Landesregierung die Träger nun mit weiteren 105 Millionen Euro für Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen. 94,5 Millionen Euro davon sollen für „Kita-Helfer“ zur Verfügung stehen, die das pädagogische Fachpersonal bei alltäglichen Hygienemaßnahmen entlasten - etwa der Reinigung von Spielzeug, regelmäßigem Lüften und Desinfizieren.

NRW regelt Empfehlungen zu „Schnupfennasen“ neu

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Bei vielen Eltern und auch Kinderärzten hatte der rigorose Umgang bei leichten Erkrankungen wie der „Schnupfennase“ in den vergangenen Wochen für Unmut gesorgt. Hier hat das Land nun die Empfehlungen an die pädagogischen Kräfte aktualisiert, die ab sofort gelten:

  • Von der Betreuung ausgeschlossen sind demnach kranke Kinder mit Fieber oder Symptomen, die auf eine infektiöse Erkrankung schließen lassen.
  • Kinder, die „nur“ einen Schnupfen haben, sollen für 24 Stunden zuhause beobachtet werden. Wenn sich keine weiteren Symptome wie Husten oder Fieber zeigen, dürfen sie wieder zurück in die Kita. Dafür ist auch kein ärztliches Attest notwendig. Das betrifft auch bereits bekannte und nicht-infektiöse Krankheiten wie Asthma, Allergien, Heuschnupfen oder Neurodermitis.

Aufgehoben wird auch die strikte Trennung von Kita-Gruppen. Kita-Kinder müssen demnach weiterhin keinen Abstand zueinander halten und auch keine Maske tragen. Unter Erwachsenen in Kitas gilt jedoch der Mindestabstand von 1,5 Metern. Außerdem müssen Erwachsene im Umgang mit anderen Erwachsenen einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Auch Höchstbetreuung von 45 Stunden ist wieder möglich

Zwar durften die Kitas in NRW nach der mehrmonatigen Corona-Zwangspause schon seit dem 8. Juni wieder für alle Kinder öffnen. Allerdings gelten seitdem verkürzte Betreuungszeiten. Die Höchstbetreuungszeit von 45 Stunden konnte nur noch im Ausnahmefall angeboten werden, falls einzelne Kitas das unter den verschärften Hygienevorschriften stemmen konnten.

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In der Regel wurden deshalb in den vergangenen Wochen höchstens bis zu 35 Wochenstunden in der Kita angeboten. Viele berufstätige Familien beklagen seit Monaten massive Schwierigkeiten bei der Betreuung ihrer Kinder.

Damit Eltern ihre Kinder bei Erkrankungen konsequent weiter zuhause betreuen können, will sich Stamp bei der Bundesregierung für eine Ausweitung des „Kinderkrankenscheins“ einsetzen (bislang zehn Tage im Jahr). „Viele Familien sind bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gekommen“, räumte Stamp ein.

„Wir wollen verhindern, dass Familien - und besonders Alleinerziehende - in Existenznot geraten.“ Daher will NRW Druck machen, dass der Bund die bezahlten Betreuungstage für berufstätige Eltern kranker Kinder ausweite, auch eine Bundesratsinitiative aus NRW schließt er nicht aus.

45 Corona-Fälle bei Kita-Kindern in NRW seit Anfang Juni

Seit Anfang Juni hat es laut Familienministerium in den NRW-Kitas insgesamt 45 Corona-Infektionen bei Kindern und 28 bei Mitarbeitern gegeben. Zu einer „Cluster“-Bildung oder Infektionsketten sei es bisher in keiner der rund 10.500 Kindertageseinrichtungen gekommen, so Familienminister Stamp.

Rund sieben Prozent der insgesamt rund 138.000 Kita-Beschäftigten falle derzeit wegen Vorerkrankungen als Corona-Risikogruppe aus. Vor einiger Zeit seien es noch 20 Prozent gewesen. Viele Mitarbeiter, die eigentlich zur Corona-Risikogruppe zählten, ließen sich ausdrücklich gesundschreiben, um arbeiten zu können. (mawo/mit dpa)