Berlin. Auf einem neuen Verbraucherportal im Internet können sich Interessierte in Zukunft einen Überblick über das Angebot an Pflegeheimen verschaffen. Ein unabhängiges Gremium wertet dort das Angebot nach Faktoren wie Freizeitangebot, Erreichbarkeit oder Freundlichkeit der Pflegekräfte aus.

Auf der Internetseite http://www.heimverzeichnis.de können sich die Bundesbürger ab sofort über Pflegeheime informieren. «Dieses Heim passt für mich - das sollen Seniorinnen und Senioren zukünftig sagen können, bevor sie in ein Heim ziehen», erklärte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Dienstag in Berlin. Das Bundesgesundheitsministerium mahnte, zur Beurteilung der Qualität der Pflege reiche das Portal nicht aus.

Verbraucherservice für Senioren

Ziel des Portals ist es, eine nahezu lückenlose Auflistung der deutschen Pflegeheime zu erstellen, die neben Kontaktdaten und Betreuungsangeboten auch Angaben über die Lebensqualität in den Einrichtungen enthalten soll. Senioren sollten als «kompetente qualitätsorientierte Verbraucher» handeln können, sagte Aigner bei der Vorstellung des Portals, das am Dienstag online ging. Dafür bräuchten sie «unabhängige Informationen», gerade bei so «zentralen Fragen wie dem Umzug in ein Pflegeheim».

Die Kriterien zur Ermittlung der Lebensqualität orientieren sich der Website zufolge an der «Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen», die das Ergebnis eines Runden Tisches aus dem Jahr 2005 ist, sowie an den Standards der Weltgesundheitsorganisation. Gegenstand der Untersuchung ist ein Fragenkatalog, der beispielsweise das Essen, Freizeitangebote oder die Erreichbarkeit der Pflegekräfte untersucht.

Unabhängiges Gremium bewertet

Erfüllt ein Heim in den drei Bereichen Autonomie und Teilhabe der Heimbewohner sowie Menschenwürde mindestens 80 Prozent der Kriterien, bekommt es den Vermerk «verbraucherfreundlich». Dabei sollen vor allem «weiche Faktoren» wie Freundlichkeit, Respekt, Rücksicht und die Wahrung der Privatsphäre getestet werden. Dann könnten Senioren davon ausgehen, «dass dort Lebensqualität geboten wird», sagte Aigner. Bewertet werden die Heime von einem unabhängigen Gremium, dem unter anderem die AOK, der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sowie Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt angehören.

Das Bundesgesundheitsministerium nannte das Portal eine «Ergänzung» zur Beurteilung von Pflegeheimen. Zur Prüfung der Qualität sei es aber nötig, auch die Pflege-Leistungen einzubeziehen, sagte Ministeriumssprecher Klaus Vater. Zur Beurteilung der Qualität der Pflege sei das Portal nicht ausreichend.

Sozialverband fordert mehr Transparenz

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßte das vom Bundesverbraucherministerium finanzierte Projekt als «sinnvolle Ergänzung der Prüfung von Pflegequalität». Jedoch müsse das «Versprechen der Pflegereform für mehr Transparenz bei der Pflegequalität» eingelöst werden, erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer. Mit der im Juli 2008 in Kraft getretenen Pflegereform sei auch eine Veröffentlichung der Qualitätsberichte von Pflegeeinrichtungen beschlossen worden. Diese Umsetzung lasse jedoch auf sich warten. (AFP)

Mehr zum Thema: