Köln. Die Polizei in NRW durchforstete zwölf Büros der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs. Der Grund: Verdacht auf Spendenbetrug und das Vorenthalten von Arbeitsentgelt. Die Razzia wurde auch in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München durchgeführt.

Staatsanwaltschaft und Polizei haben am Mittwoch bundesweit zahlreiche Büros der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) durchsucht. Anlass war der Verdacht des Spendenbetrugs und des Vorenthaltens von Arbeitsentgelt, wie die Kölner Staatsanwaltschaft mitteilte. Insgesamt seien zwölf Objekte in Nordrhein-Westfalen und weitere 14 im übrigen Bundesgebiet durchsucht worden, darunter in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München.

Den Milli-Görüs-Verantwortlichen wird den Angaben zufolge vorgeworfen, in größerem Umfang Spendengelder ihrer Mitglieder zweckwidrig verwendet und Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung den Sozialkassen vorenthalten zu haben. Es sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden, das nun ausgewertet werden müsse, erklärten die Ermittler.

Vorwürfe zurückgewiesen

Der Generalsekretär der Organisation, Oguz Ücüncü, wies in einer Erklärung die Vorwürfe zurück: «Auch die aktuelle Aktion wird nichts daran ändern, dass sich die Vorwürfe gegen die IGMG als haltlos erweisen werden.» Es handle sich um den «verzweifelten Versuch, die IGMG zu kriminalisieren». Man werde sich von dem Kurs, die legitimen Interessen der Muslime auch in Zukunft aufrichtig zu vertreten, nicht abbringen lassen.

Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs wurde laut Staatsanwaltschaft 1985 in Köln gegründet und ist mit einer geschätzten Mitgliederzahl von etwa 27.000 die größte islamische Organisation in Deutschland. Nach eigenen Angaben hat Milli Görüs europaweit etwa 87.000 Mitglieder und eine Gemeindegröße von rund 300.000 Personen. Die Islamische Gemeinschaft verfügt derzeit über mehr als 300 Moschee- und Kulturvereine in Deutschland. Milli Görus steht wegen islamistischer Tendenzen unter Beobachtung der Behörden. (ap)