Brüssel. Schlechtes Zeugnis für die EU-Mitgliedstaaten: Jeder vierte Jugendliche kann nicht richtig lesen, in Deutschland ist es jeder fünfte. Außerdem gibt es zu viele Schulabbrecher, die Zahl der Schüler mit höheren Abschlüssen konnte nicht groß gesteigert werden. Einziger Musterschüler: Finnland

Die EU stellt ihren Mitgliedstaaten ein schlechtes Zeugnis aus: Jeder vierte Jugendliche kann nicht richtig lesen, in Deutschland ist es jeder fünfte. Immer noch gibt es zu viele Schulabbrecher, in fast allen Ländern sind es mehr als zehn Prozent. Und die Zahl der Schüler mit höheren Abschlüssen konnte bislang auch nicht nennenswert gesteigert werden – in Deutschland liegt sie mit 74 Prozent sogar noch unter dem EU-Durchschnitt (78 Prozent). Die angestrebte Quote von 85 Prozent scheint damit unerreichbar. Das heißt: Fast alle Länder haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht und werden ihre festgelegten Reformziele für 2010 verfehlen. Musterschüler ist einzig Finnland.

Alle zwei Jahre nimmt die EU-Kommission die Bildungsreformen in den 27 Mitgliedstaaten unter die Lupe. So hatte sich die 27 Staats- und Regierungschefs vor vielen Jahren etwa zum Ziel gesetzt, dass der Anteil der Jugendlichen mit Leseschwächen bis 2010 um 20 Prozent gesenkt werden soll. Doch die Lage hat sich seit 2000 sogar noch verschlechtert. „Diese Tendenz beobachten wir überall in Europa - was auch daran liegt, dass immer mehr junge Leute ihre Zeit am Computer verbringen anstatt zu lesen“, erklärte EU-Bildungskommissar Maros Sefcovic. „Die Entwicklung ging so schnell, dass die Bildungssysteme noch nicht angepasst werden konnten.“

Besser auf Arbeitsmarkt vorbereiten

Fortschritte gibt es lediglich in der naturwissenschaftlichen Ausbildung, in Deutschland weisen mehr Studenten einen Abschluss in technischen Fächern auf (etwa 40 Prozent) als der EU-Durchschnitt. Außerdem nehmen immer mehr Kinder an Vorschul-Unterricht teil. Auch der Sprachenunterricht sei wesentlich besser geworden, urteilte die EU-Kommission.Sefcovic forderte die EU-Staaten auf, gezielter in die Bildungssysteme zu investieren, um die Europäer besser auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.