Ruhrgebiet. . Das Dieselfahrverbot kommt. Viele Dieselfahrer aus Essen und Gelsenkirchen stehen nun vor einem Problem. Nur wenige freuen sich über das Verbot.

Dieselverbot. Also, da muss Hans-Joachim Lorenz erst mal aufstehen vom Stuhl vor einem Imbiss an der Autobahn 40. „Was ich davon halte? Ich wusste nicht, dass in diesem Land der Betrüger noch belohnt wird und der Betrogene bestraft“, sagt der Bochumer Dieselfahrer. Der Betrüger ist die Autoindustrie in seinen Augen, der Betrogene – er selbst und jeder einfache Bürger. „Der wird drangsaliert bis zum Gehtnichtmehr“, sagt Lorenz. Sein Kumpel Detlef Sattler („Ich war Lkw-Fahrer“) wirft ein: „Ungeheuerlich, skandalös.“

Das Fahrverbot kommt. An vielen Stellen in Essen, an der wichtigsten Stadtstraße in Gelsenkirchen – und auf der A 40, wiederum in Essen. Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts Donnerstag am frühen Nachmittag sind die Meinungen der Menschen im Ruhrgebiet ebenso geteilt, wie sie es zuvor schon waren. „Ein Witz“, sagt Wolfgang Walter, der selbst gar keinen Diesel fährt: „Als ich jung, war, haben Diesel gequalmt wie die Zeche, und an dem heutigen sollen wir alle sterben?“ Ausdrücklich anderer Ansicht bei dieser spontanen Umfrage ist eine Frau, die ihren Namen nicht nennen will: „Die alten Dinger sollen alle weg von der Straße.“

„Sowas hat die Regierung zu regeln und nicht ein Gericht“

Auch Peter Darkob hat gerade eingeparkt auf dem „Real“-Parkplatz an der Autobahn. „Das ist alles so erbärmlich“, sagt der Transportunternehmer, der eine kleine Flotte unterschiedlich alter 3,5 Tonner dirigiert. Alles Diesel. „Die können doch nicht die ganze Stadt lahmlegen. Da werden die Behörden bald sehen, dass die Läden und Buden leer bleiben, wenn sie nicht mehr beliefert werden.“ Er hoffe noch auf „Gesetze, die realistisch sind“, sagt Darkob: „Sowas hat die Regierung zu regeln und nicht ein Gericht.“

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Auch an einer der meistbefahrenen Straßen Essens, der Hans-Böckler-Straße, haben die Autofahrer schon von dem bevorstehenden Fahrverbot gehört. „Das unterstützt doch nur die Industrie. Und wer leidet wieder darunter? Richtig, der kleine Mann“, empört sich Jeremy Cox, während er seinen Diesel an der Mac Oil Tankstelle volltankt. Einen Plan B habe er noch nicht. Auch wie er die 120 Kilometer Fahrt zur Arbeit bewältigen soll, weiß er noch nicht. Aber er stehe ja zum Glück nicht alleine da, und wenn es hart auf hart kommt, „dann gehe ich auch alleine auf die Straße“.

Tankstelle steht vor einem Problem

Sven Meineke kann es auch noch nicht glauben. Der Essener steht vor einem großen Problem: „Ich leide doppelt. Ich besitze zwei Diesel.“ Ein Cabrio, ein Schmückstück, „das ich auf keinen Fall verschrotten lasse“. Den anderen könne er jedoch wohl nicht mehr retten. Etwas entspannter sieht Julia die ganze Sache. Gerade zurück vom Bezahlen, steigt sie zurück in ihren Diesel Citroen C2: „Bis das wirklich umgesetzt wird, dauert es garantiert noch. Ich bleibe also erstmal entspannt.“

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An diesem herrlichen Herbsttag sieht die Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen so aus, als könnte sie kein Lüftchen trüben. Aber das täuscht natürlich, auch hier soll das Diesel-Fahrverbot kommen. „Echt schlecht, wir leben ja davon“, sagt Florian Ciric, der an einer Tankstelle kassiert. Jeden morgen kämen die Laster dreier Betriebe aus der Umgebung, um hier zu tanken: „Diesel macht bestimmt 60 bis 70 Prozent für uns aus.“

Doch auch jetzt gilt: Zwei Kilometer die Straße runter ist Lothar Kostros gegenteiliger Ansicht. Er lädt grad einen beeindruckend großen Sack auf sein Fahrrad. „Ich fahre immer Fahrrad, kein Auto, Vater auch nicht, Frau auch nicht. Wir haben eine Monatskarte.“ Für Kostros bedeutet das Fahrverbot weniger Verkehr vor der Haustür: „Für jeden Scheiß fahren die Leute Auto. Wie das hier manchmal stinkt . . .“