Essen. . Verbraucherschützer kritisieren, dass Schwarz-Gelb auch den Verkauf von Schoko-Getränken in Schulen subventioniert. Förderung auf dem Prüfstand.
Sie ist reich an Kalzium und Vitaminen – und gehört seit vielen Jahren fest zum Pausenbrot in Kitas und Schulen dazu: die Milch. In NRW ist die Schulmilch indes vor allem Kakao – zwei Drittel der Kinder, die dank europäischer Subventionsmittel verbilligte Viertelliter-Trinkpäckchen mit Milchprodukten in ihrer Schule bekommen, greifen inzwischen zu Kakao. Das ist der Verbraucherorganisation „Foodwatch“ ein Dorn im Auge.
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Foodwatch-Chef Martin Rücker fordert die schwarz-gelbe Landesregierung auf, den Schulverkauf von Kakao ab sofort nicht mehr zu subventionieren und an den Schulen – wie bereits an den Kitas – ausschließlich Milch zu fördern. „15 Prozent der Kinder leiden unter Übergewicht, das mit dem Konsum von zu viel Zucker und zu wenig Obst und Gemüse zusammenhängt“, sagt Rücker. „NRW trägt mit einem staatlichen Programm dazu bei, dass Kinder von dem, was sie schon zu viel verzehren, noch mehr bekommen. Das ist mehr als kontraproduktiv, wenn es darum geht, ihnen ausgewogenes Essen nahe zu bringen.“
NRW-Regierung hat Subventionierung von Erdbeer- und Vanillemilch gestoppt
Knapp 180 .000 Schüler und rund 35 .000 Kita-Kinder profitieren derzeit vom 1997 eingeführten Schulmilchprogramm der Europäischen Union in NRW. Zuletzt flossen 2,6 Millionen Euro ins Land, um 9,75 Millionen Kilogramm Milch und Milchprodukte zu fördern.
17 Zulieferer
Foodwatch vermutet auch wirtschaftliche Interessen: Zu den 17 Zulieferern gehört die Groß-Molkerei Friesland-Campina, deren Vertriebs- und Marketingstrukturen nach NRW verlagert werden. Dem WDR erklärte die Firma, sollten die Länder nur noch pure Milch anbieten, werde der Schulmilch-Vertrieb kaum mehr aufrecht zu erhalten sein. Das Umweltministerium wies Zusammenhänge zwischen der Ansiedlung und dem Schulmilchprogramm zurück.
Was Foodwatch auf den Plan ruft: Die EU hat ihr Programm für Schulmilch, Obst und Gemüse jüngst reformiert und will nur noch Produkte subventionieren, denen möglichst kein Zucker hinzugefügt wurde. Die Bundesländer, die für die Umsetzung des Schulmilchprogramms in Deutschland zuständig sind, können Ausnahmeregelungen verabschieden. NRW gehörte zu den drei Ländern, die dies tun.
Anders als in Berlin und Brandenburg hat die schwarz-gelbe Landesregierung zwar die Subventionierung von zuckerhaltiger Erdbeer- oder Vanillemilch mit EU-Mitteln gestoppt. Weiterhin gefördert wird für Schulen neben der Vollmilch aber eben auch Kakao. Bis zu 42 Cent zahlen Eltern für die Schoko-Milch mit durchschnittlich vier Prozent Zuckerzusatz, die normale Milch kostet maximal 30.
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert eine Zuckersteuer
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Die Kritik der Verbraucherschützer löst offenbar Widerhall aus: Am Mittwoch wurde bekannt, dass die beiden Ministerien für Verbraucherschutz und Schule Eltern zu dem Thema befragen werden. Sie wolle den Eltern nicht vorschreiben, was ihre Kinder zu trinken hätten, und deshalb wissen, wie Mutter und Vater zur Förderung stehen, begründete Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) diesen Schritt in einer Mitteilung.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gibt sich in der Debatte um Schulkakao zurückhaltend. „Nicht der eine getrunkene Kakao ist das Problem, sondern die stark zuckerhaltigen Getränke, die Kinder zu sich nehmen“, sagt der Bundesverbandssprecher und Düsseldorfer Kinderarzt Dr. Hermann Kahl. Gerade Energiegetränke seien regelrechte Kalorienbomben. Nötig sei, dass die Bundesregierung ähnlich wie in Großbritannien eine Zuckersteuer erhebt.
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