Düsseldorf. . Die Gewalt gegen Polizisten in NRW hat in den vorigen Jahren deutlich zugenommen. Die Gewerkschaft spricht von einer „verheerenden Entwicklung“.
Im vergangenen Jahr sind deutlich mehr Polizisten in NRW Opfer von Gewalt geworden als im Jahr davor. Laut einem aktuellen Lagebild „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte“ des Landeskriminalamtes, das der WAZ vorliegt, stieg die Zahl der Opfer in dem Zeitraum um fast acht Prozent auf insgesamt 18 039. Zwischen 2010 und 2017 lag die Steigerung sogar bei 90 Prozent. „Alle 30 Minuten wird in NRW ein Polizist oder eine Polizistin verbal oder körperlich angegriffen“, sagte Adi Plickert, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
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Plickert warnt in diesem Zusammenhang vor zunehmender Verrohung und Werteverfall: „Es wird gedroht, auch mit Messern, geschlagen, gespuckt und mit Gegenständen wie zum Beispiel Aschenbechern, Gläsern und Flaschen geworfen. Die Gewaltdelikte in der Gesellschaft nehmen ab, die Angriffe gegen Polizisten und andere Amtsträger nehmen zu. Das ist eine verheerende Entwicklung.“
Polizei selbst steht in der Kritik
Wenn über die künftige Einsatzstrategie der NRW-Polizei geredet wird, sollte man auch diese Zahlen betrachten, schlug der Polizeigewerkschafter vor. Nach einer Polizeiattacke in Bonn auf einen jüdischen Wissenschaftler, der von den Beamten irrtümlich für einen Täter gehalten und offenbar geschlagen worden war, entwickelte sich eine Diskussion über Polizeigewalt gegen Bürger. Das neue Leitbild der NRW-Polizei soll den Beamten nämlich ein „robustes“ Auftreten ermöglichen. Statistiken belegen, dass Beschwerden gegen Polizisten fast immer ins Leere laufen.
Die GdP hält den Vorfall in Bonn für einen bedauerlichen Einzelfall, der erst noch aufgeklärt werden müsse. Es sei aber die Regel, dass Polizisten im täglichen Dienst angegriffen würden. Bei den meisten (78 Prozent) der insgesamt rund 9000 Gewalt-Delikte gegen Polizisten im Jahr 2017 handelte es sich um „Widerstand“ in Verbindung mit einem tätlichen Angriff.