Aachen. . 350 Experten diskutieren in Aachen über die Zukunft des Ruhrgebiets. Initiatoren werben für Olympia 2032, von dem Bürger profitieren sollen.
An diesem Morgen hat es Michael Mronz nicht weit. Vom Gelände der Aachener Soers, wo sich derzeit die Weltelite des Reitsports zum internationalen CHIO-Turnier trifft, bis zum Kongresszentrum in der Innenstadt sind es nur wenige Kilometer. Denn heute ist der umtriebige Sportmanager in einer Doppelrolle gefordert: Mronz richtet nicht nur seit Jahren das größte Reitturnier der Welt aus, er ist auch Veranstalter der hochkarätig besetzten Tagung mit dem Titel „Metropolitan Cities“, bei dem es am Donnerstag und Freitag um nicht weniger als um die Zukunft des Ruhrgebiets geht.
Nur auf den ersten Blick haben Sport und Kongress wenig miteinander zu tun. Denn Mronz arbeitet seit zwei Jahren an einem Konzept, um das größte Sportereignis der Welt, die Olympischen Spiele, nach NRW zu holen. Seine Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ gewinnt an Dynamik und bekommt immer mehr prominente Unterstützung.
14 Städte beteiligt
Die Olympia-Idee sieht Mronz dabei als Motor für das Zusammenwachsen der Städte an Rhein und Ruhr und zwar nicht nur auf sportlichem Gebiet, sondern zugleich bei Mobilität und Digitalisierung. Auch auf diesen Zukunftsfeldern könnte eine Olympiabewerbung enorme Schubkraft für die Region entfalten, sind Mronz und seine Mitstreiter überzeugt. „Dieses neue Wir-Gefühl der 14 beteiligten Städte müssen wir nutzen, um Olympia in die modernste Region Europas zu bringen“, sagte Mronz in Aachen.
Ministerpräsident Armin Laschet hat er längst von seiner Idee überzeugt. „Ich glaube, dass die Initiative erfolgreich sein kann, wenn der Sport und der nachhaltige Nutzen für die Menschen im Mittelpunkt stehen“, sagte Laschet. „Dafür brauchen wir ein effektives Verkehrssystem für die gesamte Region. Es liegt daher nahe, die beiden Projekte zu verknüpfen. Dann gewinnen wir auch die Zustimmung der Menschen.“ Die dadurch ausgelöste wirtschaftliche Dynamik könne den Strukturwandel befördern, sagt er mit Blick auf die von der Landesregierung geplante „Ruhrkonferenz“.
„Olympia ist Startschuss für Modernisierung“
Der Kongress „Metropolitan Cities“, den neben Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und zahlreichen Oberbürgermeistern insgesamt rund 350 hochrangige Entscheider aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft besuchten, sei eine geeignete Kulisse, um weitere Unterstützer zu gewinnen und konkrete Projekte anzubahnen.
Mronz steht als Mitveranstalter Prof. Günther Schuh, Ingenieur der RWTH Aachen, zur Seite. Schuh hat vor allem die technologische und digitale Entwicklung der Region im Blick. Das Großereignis Olympia soll dabei als Antreiber dienen und Rhein-Ruhr zur „Modellregion für technologische und infrastrukturelle Neuerungen“ machen, denn keine Kommune und kein Unternehmen könnten allein Lösungen erarbeiten. Die Olympia-Initiative wird dabei zum „Vehikel“, wie Schuh und Mronz betonen, sie dient als Startschuss für die Modernisierung einer Region.
Vier Millionen Euro für Forschung am Flugtaxi
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Für das Ingenieur-Team von Schuh brachte Armin Laschet eine gute Nachricht mit. Das Land werde mit vier Millionen Euro dabei helfen, den Sportflughafen Aachen Merzbrück zu einem „Forschungsflughafen“ umzubauen. Dort soll dann ein Baustein eines zukünftigen Verkehrskonzeptes entwickelt werden: ein geräuscharmes und elektro-hybrid angetriebenes Zubringerflugzeug („Silent Air“-Taxi), das Reisende aus der Region rasch zu den Großflughäfen bringen soll. Der Prototyp soll nach den Plänen von Prof. Schuh auf einer eigens modernisierten Startbahn bereits 2020 in Aachen abheben.
In Zukunft soll das Großtreffen jährlich stattfinden, um Fortschritte zu begleiten und weiterzuführen. In mehreren Themengruppen wird an zahlreichen konkreten Vorschlägen gearbeitet. Dabei geht es zum Beispiel um autonom fahrende Zustellfahrzeuge für die „letzte Meile“ bis zum Briefkasten. Oder um elektrische Kleinbusse, die nach Bedarf („on demand“) Pendler vom Autoparkplatz in die Innenstadt befördern. Bis hin zur digitalen Vernetzung sämtlicher Fahrzeuge zur besseren Verkehrssteuerung.
Das Potenzial der Städte an Rhein und Ruhr, sich zu einer „europäischen Modellregion“ zu vernetzen, sei groß, glauben die Initiatoren. Zahlreiche Hochschulen und Forschungsinstitute, rund 500 000 Studierende, etablierte Konzerne und innovative Start-ups bildeten eine kreative Basis. „Wir sollten sofort damit beginnen“, rief Mronz die Teilnehmer auf.
>> PERSONEN HINTER DEM KONGRESS
Michael Mronz (51), ist einer der einflussreichsten Sportmanager in Deutschland. Er leitet die Aachener Reitturnier GmbH, die den CHIO vermarktet, das größte Reitturnier der Welt. Von ihm stammt die Olympia-Initiative.
Prof. Günther Schuh (60) leitet den Lehrstuhl für Produktionssystemtechnik an der RWTH Aachen. Er entwickelte den elektrischen Kleintransporter „Streetscooter“ für die Post. Nachfolger ist der Elektro-Mini „Ego Life“.