Düsseldorf. . Konzept für eine Bewerbung der Sommerspiele 2032 steht: Hälfte der Standorte im Ruhrgebiet. Essens Oberbürgermeister sieht Chance für Region

Zunächst war es nur eine Vision, die manche für eine Schnapsidee hielten. Doch Michael Mronz, der als Sportmanager schon deshalb über einiges an Renommee verfügt, weil er seit Jahren das weltgrößte Reitturnier CHIO in Aachen vermarktet, ist zu sehr bodenständiger Manager, als dass er sich lange mit Visionen aufhält.

Mronz gab mit seinem Olympia-Gedanken keine Ruhe. Schon im vergangenen Jahr klopfte der 51-Jährige mit seiner Idee von einer nach den neuen Statuten möglichen gemeinsamen Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region in der Düsseldorfer Staatskanzlei an, in der damals noch SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft residierte. Doch auch Krafts Nachfolger Armin Laschet (CDU) fand schnell ein offenes Ohr für den anfangs belächelten Plan, nach fünf gescheiterten deutschen Olympia-Bewerbungen in Folge und einem denkbar schlechten Ruf der durchkommerzialisierten Olympischen Welt die Spiele ausgerechnet in den zersplitterten und international wenig bekannten Ballungsraum Rhein-Ruhr holen zu wollen.

180-Seiten-Broschüre

Am Mittwoch präsentierte Mronz im Amtssitz Laschets das Planungskonzept „Rhein Ruhr City 2032“. Es handele sich dabei nicht um eine fertige Bewerbung für die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen 2032, betonte Mronz. Die 180-Seiten-Broschüre sei vielmehr ein Angebot an Politik und Sportpolitik, wie eine kostenbewusste sowie ökologisch und ökonomisch nachhaltige Ausrichtung der Olympischen Spiele aussehen könne. „Das vorrangige Ziel dieses Konzepts besteht darin, die enormen Potenziale der Region Rhein-Ruhr mit Blick auf eine mögliche Olympia-Bewerbung aufzuzeigen“, sagte Mronz.

Dennoch war die Präsentation im vierten Stock der Staatskanzlei hoch über dem Rhein mehr als nur ein wortreicher Werbefeldzug für ein Großereignis in ferner Zukunft. Die Anwesenheit des Ministerpräsidenten und hochrangiger Vertreter aller 14 beteiligten Städte unterstrich den Willen zum Gelingen. „Eine Bewerbung um die Olympischen Spiele wäre auch eine große Chance für Zusammenarbeit und Kooperation in unserer Region“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Kölns parteilose OB Henriette Reker hob die Chancen des Ballungsraums hervor. „Die Region ist deutlich mehr als nur die Summe ihrer Städte“, sagte Reker. Und Bochums OB Thomas Eiskirch (SPD) unterstrich, speziell das Ruhrgebiet habe in den letzten Jahren oft gezeigt, wie man sportliche Großereignisse erfolgreich organisiere.

Mit Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen und Recklinghausen stellt das Revier exakt die Hälfte der geplanten Ausrichterstädte. Die anderen Olympia-Kandidaten liegen allesamt im Rheinland. Insgesamt könne die Rhein-Ruhr-City 24 Großsportanlagen, fünf Stadien mit einer Kapazität von mehr als 45.000 Zuschauern, 115.000 Hotelbetten und eine Kapazität für Sportveranstaltungen von aktuell 640.000 Zuschauern in die Waagschale werfen, listete Michael Mronz auf. Damit liege man schon jetzt weit über der Kapazität der letzten Sommerspiele in Rio.

Wichtige Standortfragen offen

Drei wichtige Standortfragen lässt das Mronz-Konzept offen: Wo die imageträchtigen Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden und ob dafür überhaupt ein neues Stadion gebaut oder ein bereits bestehendes genutzt werden soll, ist ebenso ungeklärt wie die Vergabe des Pressezentrums und des olympischen Dorfes. Auch um die Austragung der Segelwettbewerbe auf offener See hat man sich bei „Rhein Ruhr City“ 2032 noch keine Gedanken gemacht. Dass zwischen den 14 Olympia-Aspiranten zumindest über letzteres kein Streit ausbrechen wird, darf als gesichert gelten.