Essen. . Wegen akuten Fachkräftemangels müssen ambulante Pflegedienste immer häufiger Senioren abweisen. Folge: Die Betroffenen müssen dann oft in Heime.
Der massive Fachkräftemangel in der Pflege hat immer dramatischere Folgen: Ambulante Dienste müssen verstärkt Anfragen pflegebedürftiger Senioren ablehnen, weil ihnen das Personal zur Versorgung fehlt. Bei den rund 900 ambulanten Diensten der Sozialverbände summierte sich die Zahl der Ablehnungen innerhalb eines Monats auf über 2600 Fälle. Das geht aus einer Abfrage für April hervor, deren Ergebnisse dieser Redaktion vorliegen.
Auch interessant
Auch private Träger, die die Mehrzahl der rund 2600 ambulanten Dienste betreiben, beklagen die steigende Anzahl von Ablehnungen. „Es gibt kaum einen Dienst, der davon nicht berichtet“, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste. In NRW werden laut aktuellster Pflegestatistik von 2015 über 150 000 Pflegebedürftige ambulant durch Fachkräfte versorgt.
Die Dienste verkleinern ihren Kundenstamm
Die Lage in der ambulanten Pflege sei dramatisch, warnte Uwe Hildebrandt, Landesgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in NRW, gegenüber dieser Redaktion. „Der Pflegenotstand ist längst da und führt dazu, dass wir nicht mehr unserem Auftrag nachkommen können, pflegebedürftigen Menschen in dem Umfang helfen zu können, wie wir es wollen.“ Noch vor drei Jahren habe es die Situation, dass Kundenanfragen abgelehnt wurden, nicht gegeben. „Wir können Anfragen nicht einmal mehr weitervermitteln, weil alle Anbieter in der gleichen Bredouille stecken, keine Leute mehr zu haben.“
Auch interessant
Bei den privaten Trägern zeichnet sich die gleiche Entwicklung ab. Laut Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste lehnten etwa 80 Prozent der rund 850 im ambulanten Dienst tätigen Mitglieder Hilfsanfragen ab. „Wir erleben auch, dass Dienste ihren Kundenstamm verkleinern, weil ihnen das Personal fehlt“, sagte ein Sprecher. Christoph Treiss, Geschäftsführer des Landesverbandes freie ambulante Krankenpflege NRW mit 950 Mitgliedern, fordert finanzielle Hilfe gegen den Personalmangel: „Wir müssen dahin kommen, dass die häusliche Pflege besser vergütet wird, damit die Mitarbeiter vor Ort mehr Zeit haben und der Beruf attraktiver wird.“
Träger beobachten zudem, dass der ambulante Engpass die bereits vorhandenen Nöte in der stationären Pflege weiter verschlimmere. „Wir erleben, dass immer mehr Senioren, die mit ambulanter Hilfe noch ohne Probleme zu Hause wohnen könnten, in die Heime kommen, weil die ambulante Hilfe fehlt“, sagte Awo-Landeschef Hildebrandt.