Köln/Düsseldorf. . Die Polizei in NRW will in der Silvesternacht konsequent durchgreifen. Aber sie hat auch die Rassismus-Vorwürfe vom vergangenen Jahr im Kopf.

Zwei Jahre nach den massenhaften Übergriffen in der Kölner Silvesternacht will die Polizei in NRW wie schon 2016/17 mit mehreren Tausend Beamten für Sicherheit sorgen. Nach einer Experten-Analyse der Kölner Polizei müssen nordrhein-westfälische Großstädte auch diesmal wieder mit der Anreise großer Gruppen junger Männer rechnen. Von den insgesamt 40 000 Polizisten in Nordrhein-Westfalen sollen landesweit 5700 im Einsatz sein, davon allein 1400 in Köln. Bereits vor einem Jahr hatte die Polizei deutlich mehr Beamte an Silvester eingesetzt.

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"Zu 100 Prozent kann ich nichts ausschließen, weil ich nicht garantieren kann, wie sich eine solche dynamische Lage im Einzelfall entwickelt", sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU). "Aber wir haben alles getan, dass sich das nicht wiederholt." Es gebe den klaren Auftrag, "niederschwellig und konsequent einzuschreiten".

Nach den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht vor zwei Jahren hat Reul für feiernde Frauen einen Tipp aus väterlicher Sicht parat. "Meinen drei Töchtern würde ich sagen: Geht nach Möglichkeit nicht allein, sondern in Gruppen", sagte der CDU-Politiker. "Wenn es anfängt brenzlig zu werden, macht euch lautstark bemerkbar, und wenn das alles nicht hilft, möglichst schnell die 110 anrufen - lieber einmal zuviel als zu wenig." Er tue sich jedoch schwer mit "Rundum-Sorglos-Tipps", sagte Reul. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker war heftig kritisiert worden, als sie Frauen empfahl, eine Armlänge Abstand zu halten.

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Auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz waren in der Silvesternacht 2015/16 viele Frauen sexuell bedrängt und beraubt worden - weit überwiegend von Gruppen alkoholisierter junger Männer aus Maghreb-Staaten. In der darauffolgenden Silvesternacht 2016/17 konnte die Kölner Polizei nach eigener Einschätzung durch konsequentes Einschreiten ähnliche Straftaten verhindern. Dafür erntete sie Lob, allerdings musste sie sich gleichzeitig mit Rassismusvorwürfen auseinandersetzen. Kritisiert wurde, dass die Polizei am Hauptbahnhof Hunderte nordafrikanisch oder arabisch aussehende Männer überprüft und diese in einem Tweet als "Nafris" - Polizeijargon für nordafrikanische Intensivtäter - bezeichnet hatte.

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Im Anlauf zur diesjährigen Silvesternacht betonte die Kölner Polizei, dass sie nicht nach Aussehen oder Nationalität kontrolliere, sondern nach auffälligem Verhalten. Große Personenansammlungen im Hauptbahnhof und auf dem Bahnhofsvorplatz sollen verhindert werden. Reul sagte, sein Silvester-Erlass an die Kreispolizeibehörden des Landes enthalte keinen Passus, Ausländer besonders wachsam zu beobachten. "Aber wenn bestimmte Gruppen ausländischer Tatverdächtiger auffällig werden sollten, muss das klar benannt werden." Priorität habe für ihn, dafür zu sorgen, dass nichts passiere. (dpa)