Hagen/Meschede. . Die Polizeikräfte in NRW konzentrieren sich mehr auf Ballungszentren und Kriminalitätsschwerpunkte. Eingespart wird dafür im ländlichen Raum.
Das Zitat spricht Bände: Wolfgang Düren, Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium, sagte im September 2016 im Untersuchungsausschuss zur Kölner Silvesternacht aus, dass die Polizeikräfte in NRW auf Ballungszentren und Kriminalitätsschwerpunkte konzentriert werden müssten. Im ländlichen Raum werde nur noch ein „Mindestschutz“ aufrecht erhalten. Düren: „Mehr geht nicht.“ Für die CDU steht fest: Die Präsenz der Polizei auf dem Land ist „in unverantwortlicher Weise geschwächt worden“. Sie fordert Rot-Grün zum Gegensteuern auf. Am Dienstag äußerten sich Experten im Landtag.
Die Statistik stützt die Behauptungen der CDU. Zwischen den Jahren 2000 bis 2016 sei die Zahl der Planstellen im ländlichen Raum um 5,4 Prozent auf 12 500 gesenkt worden. Gleichzeitig stieg die Zahl der Stellen in den städtischen Polizeipräsidien um 6,8 Prozent. Im Hochsauerland etwa waren im Jahr 2000 noch 431 Stellen eingeplant, 2016 nur noch 360. Außerdem seien auf dem Land deutlich mehr Streifen- und Zivilwagen eingespart worden als in den Großstädten, so die CDU.
Miserable Aufklärungsquote bei Einbruchsdelikten
„Weitere Abschläge beim Personal verträgt mein Kreis nicht“, sagt HSK-Landrat Karl Schneider (CDU) der WESTFALENPOST und verweist auf die miserable Aufklärungsquote bei Einbruchsdelikten (unter 20 Prozent). Schneider will die sieben Polizeiwachen im HSK unbedingt halten, denn „Lücken sprechen sich herum“.
Das Landesamt für Personalangelegenheiten der Polizei bezeichnet die Personalverlagerungen als „sachlich geboten“. Das seit 1996 angewandte System der „Belastungsbezogenen Kräfteverteilung“ (BKV) habe sich bewährt. Es folge dem Grundsatz, die Polizei dort zu konzentrieren, wo die größten Anforderungen bestehen. Und es sehe vor, die Personalressourcen bedarfsorientiert zwischen den Kreispolizeibehörden zu verlagern.
Qualitative Aspekte der Polizeiarbeit werden ausgeblendet
Die BKV sei veraltet, kritisiert dagegen der Bund Deutscher Kriminalbeamter. Sie blende die qualitativen Aspekte der Polizeiarbeit komplett aus, weil sie lediglich die Zahl der Unfälle und Straftaten als Grundlage der Personalverteilung berücksichtige. „Der Mord zählt soviel wie der Diebstahl eines Joghurtbechers“, schreibt der Landesvorsitzende Sebastian Fiedler – und fordert eine „drastische Erhöhung der Einstellungszahlen um mindestens 50 Prozent“.