Essen. Zusätzlich zu einem vierten Zug für die Einsatzhundertschaft bekommt die Essener Polizei ein drittes Mobiles Einsatzkommando. Hundertschaft wird auch in Brennpunkten eingesetzt.
Diese Nachricht sorgt für Freude im Essener Polizeipräsidium: Das Land verstärkt die Einsatzhundertschaft (EH) um einen vierten Zug, eine solche Einheit umfasst 38 Bereitschaftspolizisten. Dies hat Polizeipräsident Frank Richter auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Den noch frischen Erlass des Innenministers in Händen sagt der Behördenchef: „Die personelle Verstärkung freut mich wahnsinnig. Sie zeigt, dass das Personal dorthin kommt, wo es benötigt wird.“
Die ebenfalls in Essen stationierten beiden „Mobilen Einsatzkommandos“ (MEK) würden um eine dritte Spezialeinheit verstärkt. Ein MEK zählt 19 Beamte. Somit ergibt sich in der Addition ein Personalzugewinn von 57 Polizisten.
Hundertschaften werden bei Großlagen (Demonstrationen, Razzien, Fußballspiele) eingesetzt – auch über die Grenzen von Essen und Mülheim hinaus. Zunehmend müssen sie auch an sozialen Brennpunkten Präsenz zeigen und die Wohnungseinbruchskriminalität bekämpfen. „Die Menschen wollen mehr Polizeipräsenz und wir zeigen, dass wir sichtbar vor Ort für ihre Sicherheit da sind“, so Richter.
Aachen, Düsseldorf, Köln und Gelsenkirchen gehen leer aus
Landesinnenminister Ralf Jäger ist dabei, vier zusätzliche EH-Züge aufzustellen: neben Essen auch in Bochum, Dortmund und Duisburg. Vier weitere Schwerpunktbehörden – Aachen, Düsseldorf, Köln und Gelsenkirchen – sind bei diesem Job-Börsen-Gerangel leer ausgegangen. Richter wertet die Verstärkung als „gutes Signal für Essen und das Ruhrgebiet“.
Allerdings muss sich der Polizeipräsident noch etwas gedulden, um die 57 Neuen – vierter EH-Zug plus drittes MEK – per Handschlag in der Büscherstraße begrüßen zu können. Ihren Dienst werden sie erst im September 2017 antreten. Der vierte Zug soll vorerst im Teelbruch in Kettwig stationiert werden. Erst wenn die alte Polizeikaserne an der Norbertstraße modernisiert ist, erfolge der Umzug nach Bredeney.
Die Polizei in Duisburg, die in Düsseldorf mit großer Lautstärke um Verstärkung gebuhlt hatte, wird übrigens schon in diesem Jahr um den neuen EH-Zug aufgestockt – wohl auch, weil man dort gezielt auf so genannte „No-Go-Areas“, etwa in Marxloh, hingewiesen hat.
„Rechtsfreie Räume gibt es in Essen nicht“
Essens Polizeichef hingegen lehnt eine solche „No-Go-Area“-Rhetorik in Bezug auf Essen wie auch Mülheim strikt ab. „Wir leben in einer sicheren Stadt, hier wird nichts unter den Teppich gekehrt, deshalb bin ich gegen eine Stigmatisierung von Stadtteilen“, sagt Richter, und betont: „No-Go-Areas sind rechtsfreie Räume, und die gibt es hier nicht.“ Stattdessen spricht er lieber von Brennpunkten. „Wir kennen sie und gehen massiv dagegen vor.“ Weil es dort selbst bei an sich harmlosen Verkehrsunfällen zu Menschenansammlungen komme, würden dort drei Streifen statt einer eingesetzt.
Heiko Müller, Chef der Polizeigewerkschaft in Essen, begrüßt die Aufstockung, warnt jedoch davor, Einsatzhundertschaften zunehmend an andere Bundesländer auszuleihen. Ferner sei noch ungeklärt, ob es sich bei den neuen Kräften tatsächlich um „Stellenmehrzuweisungen“ handele.
Verstärkung für die eigenen Leute
Die Einsatzhundertschaft und das Mobile Einsatzkommando sind Einheiten der Polizei, die landesweit eingesetzt werden können. Dennoch hat die Stationierung der Beamtinnen und Beamten in der Behörde Essen/Mülheim Vorteile für die Bürger in beiden Städten.
„Wenn die Kräfte nicht durch größere Einsätze anderweitig gebunden sind, stehen sie unserer Behörde zur Verfügung“, sagte Polizeisprecher Ulrich Faßbender auf Anfrage. So können die Polizisten der Einsatzhundertschaft etwa auch im Streifendienst eingesetzt werden.
Denkbar sind auch Sondereinsätze zur Bekämpfung der Drogenkriminalität unter Teilnahme von Beamten der Einsatzhundertschaft. Auch bei Einsätzen gegen die Einbruchskriminalität könnte die Einsatzhundertschaft Kontrollstellen verstärken. Anlassbezogene Fahrradstreifen wären ebenfalls eine Möglichkeit.
Bei der Sondereinheit Mobiles Einsatzkommando, MEK, arbeiten speziell ausgebildete Polizeibeamte in Zivil verdeckt an Observationen und bereiten einen Zugriff vor. Solche Fachleute im eigenen Haus zu haben ist auch ein Vorteil für die Kripochefs der Behörde Essen und Mülheim.