Essen. . Der Rhein-Ruhr-Express soll im Viertelstundentakt zwischen Dortmund und Köln über Bochum, Essen, Mülheim und Duisburg fahren.

Der erste Spatenstich erfolgt erst im März. Und zur symbolischen Aufnahme der Bautätigkeit für das Milliardenprojekt kommt es auch nicht im Ruhrgebiet, sondern in Köln. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Rhein-Ruhr Express (RRX) insbesondere für das völlig überlastete und störungsanfällige Regionalverkehrsnetz im Ruhrgebiet eine Art Befreiungsschlag werden dürfte.

Auf der ersten ruhrgebietsweiten RRX-Regionalkonferenz, die am Donnerstag Vertreter aus der Politik, der Verkehrsbranche, der Fahrgastverbände und besorgte Bürger in Essen zusammenbrachte, war die Euphorie mit Händen zu greifen. Kritik entzündete sich allenfalls an Einzelpunkten.

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Der RRX ist ein Projekt, das Schienenverkehrsenthusiasten mit der Zunge schnalzen lässt: 2,65 Milliarden Euro Bundesgelder stehen für den Ausbau der RRX-Strecke zwischen Dortmund und Köln bereit. Weitere 800 Millionen Euro fließen in Bau und Entwicklung der neuen „Desiro HC“-Triebwagen, deren 82 Exemplare bei Siemens bereits bestellt sind. Der Zug verspricht der letzte Schrei im regionalen Schienenverkehr zu werden, kostenloses Wlan, Barrierefreiheit und Funkwellen-durchlässige Spezialscheiben inklusive. Ab Dezember sollen die ersten, silbergrau-weiß-orange lackierten RRX-Exemplare auf der Regionalexpress-Linie RE 11 zwischen Düsseldorf und Hamm rollen.

15-Minuten-Takt

Zum Fahrplanwechsel 2018/19 erfolgt dann der eigentliche Quantensprung des gesamten Unterfangens: Von der bereits durch die Verkehrsverbünde abgesegneten Verkürzung der Taktzeiten von derzeit 20 auf dann 15 Minuten erhoffen sich die Planer einen Nahverkehr, der den Blick auf den Fahrplan weitgehend überflüssig macht. Im auf 2027 bis 2030 taxierten Endausbau soll der RRX im Viertelstundentakt 18 zwischen Dortmund und Köln liegende Städte anfahren, darunter Bochum, Essen, Mülheim und Duisburg. „Der RRX wird zum zentralen Rückgrat des Regionalverkehrs in NRW und er wird dem Ruhrgebiets-Nahverkehr metropolenhafte Flügel verleihen“, sagte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD).

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Laut einer vom Ministerium in Auftrag gegebenen Studie ist das auch dringend nötig: Zwischen 2010 und 2014 stieg das Fahrgastaufkommen zwischen Essen und Dortmund um 24 Prozent, zwischen Duisburg und Essen sogar um 32 Prozent. Allein im Ruhrgebiet könnten eine Million Berufspendler in Städten mit RRX-Halt direkt von dem neuen Expresszug profitieren. Durch die engere Taktung, aber auch eine höhere Platzkapazität der aus einstöckigen und doppelstöckigen Wagen gebildeten Desiro-Kombination erhöht sich die Zugleistung zwischen Duisburg und Dortmund demnach um 40 Prozent gegenüber den heutigen Verbindungen.

Die Verkehrsexperten rechnen damit, dass der RRX täglich 24 000 Personenfahrten von der Straße auf die Schiene holt. Das entspricht einer Autokolonne von 100 Kilometern Länge. Gegenüber herkömmlichen Pendlerzügen können laut Studie jährlich 8500 Tonnen CO2 eingespart werden. Kein Wunder, dass der RRX schon jetzt ein Umweltprädikat erhält: Am Mittwoch gab’s für das Fahrzeugkonzept den Preis der Klimaexpo NRW.

Sorgen in Angermund

Bleibt noch der Lärmschutz. Elke Wagner von der Bürgerinitiative des besonders vom Schienenverkehr belasteten Düsseldorfer Stadtteils Angermund, verwies auf „jetzt schon über 500 Züge“, die täglich durch den Ortsteil rollen. Im Falle des RRX will Wagner aber schon einen fairen Umgang der Projektbeteiligten mit den Betroffenen ausgemacht haben. Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn mahnte einen durchdachten Ausbau der Haltestellen an. Ebbers: „Es bringt nichts, drei Minuten schneller mit dem Zug zu sein, wenn man vier Minuten länger zum Bahnsteig braucht.“