Düsseldorf. . Bayern gab fast sieben Millionen Euro mehr für neue Produktionen aus. „Toni Erdmann“ war ein „seltener Glücksfall“ für das deutsche Kino

Die Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen hat ihren Spitzenplatz als finanzstärkste Landesförderanstalt an Bayern verloren.

Die Stiftung gab im vergangenen Jahr 30,1 Millionen Euro für die Filmförderung aus, und damit rund 3,5 Millionen Euro weniger als in den Jahren 2015 und 2014. Das teilte Geschäftsführerin Petra Müller am Montag in Düsseldorf mit. Zu den erheblichen Mittelkürzungen kam es, weil der WDR und das Land NRW ihre Unterstützung heruntergefahren haben. Der FilmFersehFonds Bayern liegt mit fast 37 Millionen Euro Fördergeld im Jahr 2016 – acht Millionen mehr als 2015.

Toni Erdmann lockte 800.000 Zuschauer ins Kino

Toni Erdmann“, das mit Preisen überhäufte Familiendrama von Maren Ade, überstrahlt das Filmjahr 2016 aus nordrhein-westfälischer Sicht. „Außergewöhnlich in jeder Hinsicht“ sagte Müller über diese Produktion. Die Vater-Tochter-Geschichte sei „der seltene Glücksfall eines Films, der nicht nur in Deutschland von Interesse ist“. Der auf 45 Festivals gezeigte Streifen lockte bisher mehr als 800 000 Besucher ins Kino und ist der Stolz der Film- und Medienstiftung, die das Projekt als Hauptförderer mit 785 000 Euro gestärkt hat.

Gemessen am Publikumsinteresse gab es 2016 weitere bemerkenswerte Filmproduktionen mit Förderung der Stiftung, zum Beispiel „Hilfe, ich hab’ meine Lehrerin geschrumpft“ (1,1 Millionen Zuschauer“) und das Drama „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (270 000 Zuschauer). Bei den quotenstarken TV-Filmen stachen „Winnetou“ und „Gotthard“ hervor.

Anteil deutscher Filme in den Kinos ist gesunken

Die Kino-Besucherzahlen entwickeln sich in Deutschland aus Sicht von Stiftungs-Geschäftsführerin Petra Müller in Deutschland im Jahr 2016 nicht zufriedenstellend. Und der Anteil deutscher Filme sank in den Kinos von 20 auf 16 Prozent.

Erfreulicher: 2016 scheint in der heimischen Filmbranche ein „Jahr der Frauen“ gewesen zu sein. Nicht nur Maren Ade feierte als Regisseurin Erfolge, sondern auch Nicolette Krebitz („Wild“), Deniz G. Ergüvens („Mustang“) und Corinna Belz („Peter Handke“).

Filmstiftung NRW existiert seit 25 Jahren

In der ersten Jahreshälfte 2017 gehen einige viel versprechende NRW-geförderte Filme an den Start: „Der junge Karl Marx“ läuft am 2. März in den Kinos an und beleuchtet die Freundschaft zwischen Marx und Engels; die Komödie „Lommbock“ mit Moritz Bleibtreu ist ab 23. März zu sehen; Sönke Wortmanns „Sommerfest“, die im Ruhrgebiet gedrehte Verfilmung eines Romans von Frank Goosen, startet am 29. Juni.

Die Filmstiftung NRW existiert seit 25 Jahren. Gesellschafter sind der WDR, das Land NRW (je 40 Prozent), das ZDF und RTL (je 10 Prozent).