Essen. . Einige Ditib-Vorbeter haben Informationen über Gülen-Anhänger gesammelt. NRW hält dennoch an der Zusammenarbeit mit dem Islamverband fest
- Imame in Deutschland haben Anhänger des Predigers Gülen ausgehorcht
- Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) spricht von einer Panne
- Der Prediger Fethullah Gülen lebt in den USA, er gilt in der Türkei als Drahtzieher des Putschversuchs vom Juli 2016
Seit dem vereitelten Putsch in der Türkei und den folgenden Repressionen gegen Kritiker und Oppositionelle des Erdogan-Regimes wächst in NRW das Misstrauen gegen Deutschlands größten Islamverband Ditib mit Sitz in Köln. Denn die türkisch-islamische Ditib ist laut Satzung an das „staatliche Präsidium für religiöse Angelegenheiten“ (Diyanet) in der Türkei angebunden und gilt somit als „verlängerter Arm“ Erdogans im Ausland.
Schon seit einiger Zeit schwelt der Verdacht, Ditib-Imame würden in Deutschland türkeistämmige Gläubige im Auftrag der türkischen Regierung ausspionieren. Vor allem Anhänger der Gülen-Bewegung, die Ankara als Staatsfeinde betrachtet, gerieten dabei ins Visier. Laut einem Bericht der „Rheinischen Post“ hat Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga jetzt erstmals solche Bespitzelungen zugegeben. Einzelne Imame hätten Informationen über die Gülen-Bewegung an Ankara weitergegeben.
Strafanzeige wegen des Verdachts der Spionage
Dies ist offenbar in einer Art vorauseilendem Gehorsam geschehen, denn die entsprechende schriftliche Anweisung des türkischen Religionspräsidiums sei gar nicht an die Ditib gerichtet gewesen. Dennoch seien einige Ditib-Imame der Aufforderung gefolgt. „Wir bedauern die Panne zutiefst und haben diesbezüglich auch mit Diyanet gesprochen“, sagte Alboga.
Der Moscheeverband hatte zuvor stets seine Unabhängigkeit von der türkischen Regierung betont. Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, hatte wegen des Verdachts der Spionage bereits im Dezember Strafanzeige beim Generalbundesanwalt gestellt, dies habe sich nun bestätigt, meint Beck.
Land will weiter mit Ditib zusammenarbeiten
Die NRW-Landesregierung müsse die Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband „auf allen Ebenen sofort beenden“, forderte Sevim Dagdelen, Integrationsbeauftragte der Linken im Bundestag. Der Moscheeverband sei staatlich gelenkt, so die Duisburgerin. „Ditib-Imame arbeiten für den türkischen Geheimdienst und denunzieren Andersdenkende.“
Die Spitzelvorwürfe waren auch Thema eines Gesprächs zwischen Ditib-Vertretern und der rot-grünen Landesregierung am Mittwoch. Die Regierung habe ihre Sorgen und Erwartungen deutlich formuliert, sagte eine Sprecherin des Integrationsministeriums nach dem Treffen. Dennoch will das Land weiter mit dem Islamverband zusammenarbeiten. In einem Beirat für den islamischen Religionsunterricht an NRW-Schulen bleibt die Organisation daher zunächst vertreten.