Düsseldorf. .
Im Streit um Radikalisierungstendenzen junger Muslime in NRW-Gefängnissen hat Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) eine Kehrtwende eingeleitet. Von den insgesamt 104 Imamen, die zurzeit in den 30 Haftanstalten ehrenamtlich als Seelsorger eingesetzt sind, sollen auch die 92 der Türkisch-Islamischen Union Ditib künftig vom Verfassungsschutz durchleuchtet werden.
„Die Prediger der Ditib genießen keinen Vertrauensvorschuss mehr“, erklärte Kutschaty. Die Überprüfung durch den Verfassungsschutz sei die Konsequenz aus dem Streit um den Comic der türkischen Religionsbehörde Diyanet, in dem der Märtyrer-Tod verherrlicht wurde. Daraufhin hatte bereits das NRW-Innenministerium die Zusammenarbeit mit Ditib beim Salafismus-Präventionsprogramm „Wegweiser“ beendet.
Noch im März 2015 hatte Kutschaty behauptet, alle in NRW-Gefängnissen eingesetzten Imame würden bereits vom Verfassungsschutz durchleuchtet. Damals widersprach der Bund der Strafvollzugsbediensteten (BdSt) dem Justizminister öffentlich.
Das Justizministerium war am Freitag bemüht, die Überprüfung der Ditib-Imame nicht als Abkehr von dem staatlich finanzierten türkischen Moscheeverband insgesamt gedeutet zu sehen.