Köln. . Bereits gegen 22.30 Uhr soll in der Silvesternacht eine Frau in Köln Grapschereien gemeldet haben – deutlich früher als bislang bekannt.
Bei den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht 2015 sollen bereits früher Notrufe bei der Polizei eingegangen sein als bislang bekannt. Nach einem Zeitungsbericht soll sich bereits um 22.30 Uhr eine Frau mit einem Hilferuf an die Nummer 110 gewandt haben, rund zweieinhalb Stunden früher als bislang bekannt. Ihre Schilderung, nach denen sie von Flüchtlingen „zwischen die Beine gegrapscht“ worden sei, wurde demnach aber nur als Hinweis auf verstärkten Böller-Bewurf registriert.
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Auch in den Stunden danach sollen mehrere Frauen wegen sexueller Übergriffe gegen sie die Polizei um Hilfe gebeten haben – vergeblich. Der Kölner „Express“ beruft sich dabei auf die Auswertung von über 1200 Notrufen, Funkverkehr und Einsatzprotokollen aus der Silvesternacht. Weitere Anrufe noch vor Mitternacht mit Hinweisen auf konkrete Übergriffe wurden dem Bericht zufolge entweder falsch oder gar nicht registriert.
Innenminister ließ U-Ausschuss selbst Telefonate auswerten
Die Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss zur Kölner Silvesternacht, Ina Scharrenbach, erhob daraufhin schwere Vorwürfe gegen NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). „Die Notrufe aus der Silvesternacht verdeutlichten früh die Dramatik der Lage und der Ereignisse. Sie sind laute Zeugen gegenüber einem stummen Innenminister. Nicht wissen wollen, was nicht sein darf: Dieses Prinzip durchzieht das Verhalten der gesamten Landesregierung seit dem Bekanntwerden der schrecklichen Übergriffe von Köln“, sagte Scharenbach am Sonntag.
Das NRW-Innenministerium habe die Analyse und Auswertung der aufgezeichneten Telefonanrufe durch die Polizei bewusst „angehalten“. Statt der Auswertung habe Jäger dem Untersuchungsausschuss 1267 Notrufe übersandt. „Zur Selbstauswertung. Zynischer geht es kaum noch“, sagte Scharrenbach. „Das Trauma der Opfer von Köln, das ist das Erleiden sexueller Gewalt gegen sie, die Erfahrung ausbleibender Hilfe durch eine überforderte Polizei und die Erkenntnis, dass dafür in der für Innere Sicherheit zuständigen Landesregierung niemand politisch verantwortlich sein will.“ (mk/dpa)