Essen. . Die Route der Industriekultur wird für NRW teurer: Ab 2017 zahlen Land und RVR 3,4 Millionen Euro mehr im Jahr für fünf Groß-Standorte
- Das Land und der Regionalverband Ruhr erhöhen ihren jährlichen Zuschuss für fünf Publikumsmagnete an der Route der Industriekultur.
- Künftig zahlt der Steuerzahler jedes Jahr 9,5 statt wie bisher 6,1 Millionen Euro. Das Ruhrparlament stimmte dem Zehnjahresvertrag zu.
- Vorab stritten die Vertreter der Kommunen in der Versammlung über eine geplante Kampagne und eine höhere Belastung der Städte
Sie locken jedes Jahr Millionen von Besuchern an und sind Wahrzeichen der ganzen Region: Die Denkmäler an der 400 Kilometer langen Route der Industriekultur gehören zu den Touristenmagneten des Ruhrgebiets. Doch der Unterhalt der früheren Montanstätten wird immer kostspieliger. Jetzt greifen das Land und der Regionalverband Ruhr (RVR) tiefer in die Tasche, um steigende Kosten für fünf bedeutsame, aber in die Jahre gekommene Denkmäler aufzufangen.
Einstimmig hat das Ruhrparlament am Freitag einen Vertrag gebilligt, nach dem NRW und der RVR für die nächsten zehn Jahre ihre Zuschüsse von 6,1 auf 9,5 Millionen Euro pro Jahr erhöhen. Zugute kommen wird das dem Landschaftspark-Nord in Duisburg, dem Gasometer Oberhausen, dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen, der Jahrhunderthalle/Westpark in Bochum und der Kokerei Hansa in Dortmund.
Der RVR hält künftig 3,9 und damit 1,4 Millionen Euro mehr als bisher für ihre Instandhaltung bereit. Laufende Kosten teilen sich die Standorte und das Land je zur Hälfte. NRW steuert 5,6 statt zuletzt 3,6 Millionen Euro bei.
RVR-Chefin lobt Route als Alleinstellungsmerkmal
„Der RVR stellt sich seiner regionalen Verantwortung für den dauerhaften Erhalt dieser beeindruckenden Industriedenkmäler“, sagte RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel nach dem Votum des Ruhrparlaments, einer Versammlung der Revier-Kommunen. Die Route der Industriekultur sei das Alleinstellungsmerkmal der Region.
Seit 2014 haben RVR und Land den neuen Zehnjahresvertrag ausgehandelt. Die bisherige Vereinbarung endet 2016. Wie die zusätzlichen Mittel verteilt werden, steht noch aus.
So beziffern Gutachter die steigenden Kosten für die fünf Groß-Standorte an der Route der Industriekultur . Foto: Miriam Fischer Jährlich 2,5 Millionen Euro für Emscherlandschaftpark
Fachleuten betonen schon jetzt, dass die Zuschüsse bei Weitem nicht ausreichen. Ein im Sommer vorgestelltes Gutachten beziffert den finanziellen Bedarf für die fünf in die Jahre gekommenen Riesen auf rund 22 Millionen Euro im Jahr. Das wäre etwa doppelt so viel wie Land und RVR – und damit der Steuerzahler – sowie die Standorte derzeit ausgeben. Ein Sorgenkind ist der Gasometer: Die notwendige Sanierung der 117 Meter hohen Ausstellungshalle soll rund zehn Millionen Euro kosten.
Mit dem Beschluss der Verbandsversammlung ist auch die Finanzierung des Emscherlandschaftsparks bis 2027 neu geregelt: Aus dem Landeshaushalt gehen jedes Jahr 2,5 Millionen Euro an die 15 Standorte des laut RVR am weitesten ausgebauten Regionalparks Europas.
Haushaltsstreit um Kampagne und höhere Umlage
Vor dem harmonischen Votum des Ruhrparlaments stritt die Koalition aus SPD, CDU und Grüne mit der Opposition über den RVR-Haushalt mit einem Volumen von 90,6 Millionen Euro. Die FDP kritisierte, dass der RVR erstmals seit zehn Jahren seine Umlage erhöhte, was die angeschlossenen Kommunen mit 3,85 Millionen Euro im Jahr mehr belastet. Sabine von der Beck (Grüne) verteidigte dies damit, dass der RVR den Städten Aufgaben abnehme.
Die Linken wollten eine geplante Standortkampagne für zehn Millionen Euro streichen. Martina Schmück-Glock (SPD) verteidigte die Werbung bei Firmen im In- und Ausland: Die Vorteile des Reviers müssten kommuniziert werden. Roland Mitschke (CDU) ergänzte: „Wir brauchen Investitionen und neue Arbeitsplätze.“