Fulda. Trauerfeier für den nach einem Afghanistan-Einsatz gestorbenen Bundeswehrsoldaten: Bundesverteidigungsminister Jung würdigte dessen Einsatz, verteidigte aber zugleich den Auslandseinsatz der Bundeswehr. Der 24-Jährige war an den Spätfolgen eines Selbstmordanschlags gestorben.
Das Bild im dunklen Rahmen zeigt einen jungen Mann, der entschlossen und selbstbewusst in die Kamera blickt. Es steht neben dem Sarg des Stabsgefreiten Patric S., der am 4. Oktober im Alter von 24 Jahren an den Folgen eines Selbstmordanschlages im August 2008 in Afghanistan starb. Bei der Trauerfeier in der voll besetzten Christkönigkirche im Fuldaer Stadtteil Edelzell nahmen am Montag die Eltern, Geschwister, seine Großmutter und viele Kameraden seiner Kompanie aus Zweibrücken Abschied.
Der sportbegeisterte Soldat war erst im Oktober 2005 in die Bundeswehr eingetreten, und kam im Juni 2008 im Rahmen der ISAF-Mission mit der 4. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 263 nach Afghanistan. Als er am 6. August als Teil eines Bergetrupps südlich von Kunduz unterwegs war und bei einem technischen Halt einige Soldaten sicherte, näherte sich ein Motorradfahrer und sprengte sich in die Luft. Patric S. und ein Kamerad, der ebenfalls an der Trauerfeier teilnahm, wurden schwer verletzt.
Jung: Die Bundeswehr zieht sich nicht zurück
In seiner Trauerrede geißelte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) den «verbrecherischen und hinterhältigen Anschlag.» Gleichzeitig lobte er die Kampfkraft des Stabsgefreiten. Er habe ihn nach dem Anschlag selbst zweimal getroffen und gespürt, welche Zuversicht er hatte, sich sogar wieder in Afghanistan engagieren zu können. Noch in der Woche vor seinem Tod habe er mit seinem Vorgesetzten über Zukunftspläne gesprochen. «Sein Tod führt uns vor Augen, wie gefährlich der Einsatz der Bundeswehr zum Schutze Deutschlands und für die Zukunft Afghanistans ist», sagte Jung. Patric S. habe sein Leben im Interesse der deutschen Sicherheit gelassen.
Zwar bleibe die Lage im Norden Afghanistans «kritisch» aber die Bundeswehr werde in ihrem Engagement nicht nachlassen. «Wir werden uns weiterhin Hand in Hand mit der internationalen Gemeinschaft, der afghanischen Armee und der afghanischen Polizei terroristischen Aktivitäten entschieden in den Weg stellen», unterstrich Jung. Die Soldaten würden ihre Aufgabe mit «vorbildlichem Engagement» wahrnehmen und hätten deshalb die Unterstützung aller verdient.
Vorgesetzter würdigt Toten
Selbst gerade erst aus dem Einsatz am Hindukusch zurückgekehrt ist der direkte Vorgesetzte des getöteten Soldaten. Kompaniefeldwebel Jan Johmann lobte in der Trauerfeier dessen ausgeprägte soziale Ader und sein hohes Maß an Leistungswillen und Tatendrang. «Ich habe mich über den erstaunlichen Fortschritt seiner Gesundung gewundert», sagte er. Umso erschütterter sei er vom Tod des Soldaten 14 Monate nach dem Angriff gewesen. «Wir nehmen Abschied von einem tapferen, treuen und guten Kameraden», schloss er seine Rede.
Für die Stadt Fulda drückte OB Gerhard Möller (CDU) seine Anteilnahme aus. Die Bürger hätten betroffen und häufig auch sprachlos reagiert. «Sein Tod macht uns überdeutlich: Die Spur des Terrors ist auch bei uns hier in Edelzell, in Fulda auf tragische Weise spürbar», sagte er. Der Soldat sei Opfer des «selbstmörderischen Terrors» geworden, obwohl sein Einsatz dem Frieden gegolten habe.
Nach dem Abspielen der Nationalhymne wurde der von der Bundesflagge umhüllte Sarg von Patric S. von sechs Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr aus der Kirche getragen, in der er getauft wurde und auch zur Kommunion ging. Draußen spielte das Heeresmusikkorps der Bundeswehr mit «Ich hatt einen Kameraden» einen letzten Gruß für den getöteten Soldaten. (ddp)