Berlin. Der erste Außenminister ohne Außenministerbonus: SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier fällt im Ranking der beliebtesten Politiker immer weiter zurück. Der Aufsteiger heißt zu Guttenberg.

Außenminister gehören grundsätzlich zu den beliebtesten Politikern der Republik. Insofern hat man ein Problem, wenn man als Außenminister von anderen Ministern überholt wird. Wenn man zugleich Kanzlerkandidat ist, hat man ein echtes Problem.

Frank-Walter Steinmeier stand in besseren Zeiten auf der Rangliste der populären Politiker sogar vor Kanzlerin Angela Merkel. In der jüngsten Umfrage des „Spiegel“ aber ziehen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD, was viele Wähler nicht wissen) am Kanzlerkandidaten vorbei. Knapp hinter Steinmeier ist Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auf seinem Höhenflug zwischengelandet. An der Spitze hat sich Bundespräsident Horst Köhler fest eingerichtet, an zweiter Stelle die Kanzlerin. Platz fünf also für Steinmeier.

SPD schießt sich auf zu Guttenberg und von der Leyen ein

Zwar hat die SPD, ebenso wie die Union, seit Beginn der Krise in der Wählergunst leicht zugelegt, aber der Kandidat profitiert nicht davon. Es ist kein Zufall und hängt auch nicht ausschließlich mit Opel oder Kinderschutzgesetz zusammen, wenn Sozialdemokraten ihre Kritik im Moment auf Guttenberg und von der Leyen konzentrieren. Die beiden Unionsminister verkörpern Profilfelder, auf denen die SPD gern die Deutungshoheit hätte.

Trotz aller Anstrengungen der SPD schreiben Bürger die wirtschaftspolitische Kompetenz anhaltend eher Union und FDP zu. Gesellschaftspolitische Kompetenz dagegen wurde anhaltend eher bei der SPD verortet. Wurde. Die SPD scheint auf dem einen Feld nicht gewinnen zu können und auf dem anderen zu verlieren.

Glos machte es den Sozialdemokraten leicht

Als Michael Glos noch im Wirtschaftsministerium herumirrte, war für Sozialdemokraten die Welt zwar nicht in Ordnung, aber die Unordnung hielt sich in Grenzen. Die rasante Karriere der früher weithin unbekannten von der Leyen wurde mit Argwohn beobachtet, und immer wieder überlegten führende SPD-Politiker vergebens, wen man gegen die weithin bekannt gewordene Familienministerin ins Rampenlicht schieben könnte. Aber Glos bot einen tröstlichen Ausgleich und erwies sich in seiner Formschwäche als zuverlässig.

Unmittelbar nach dem Ausbruch der Finanzkrise war es der Sozialdemokrat Steinbrück, der neben Merkel vor Kameras das Vorgehen der Bundesregierung erklärte. Auch wenn CDU-Politiker gern auf den für sie praktischen Umstand verwiesen, dass viele Wähler Steinbrück für einen Christdemokraten halten, war die mediale Abwesenheit von Glos aus Sicht der SPD hilfreich. Mit Guttenberg aber verfügt die Union über einen Kopf, der von Bürgern und Managern gleichermaßen geschätzt wird. Unter Führungskräften aus der Wirtschaft genießt der 37-Jährige in Umfragen noch höheres Ansehen als die Kanzlerin.

Warten auf den Opel-Effekt

Ob und wie der Kompromiss bei der Rettung von Opel sich auf die Einschätzungen auswirken wird, müssen die nächsten Umfragen zeigen. Guttenberg jedenfalls bleibt dabei, dass er eine Insolvenz von Opel dem Magna-Konzept vorgezogen hätte. Steinmeier greift an: „Wenn die Bundesregierung eine Entscheidung trifft, müssen alle Beteiligten dazu stehen.” Und die Bundeskanzlerin formuliert ihre Haltung genau zwischen der Chance für Opel und dem Respekt vor Guttenbergs Bedenken.