Berlin. Nur ein kleiner Teil der Väter nehmen das Elterngeld länger als zwei Monate in Anspruch. Aktuell haben drei Viertel der Männer ihren Elterngeldbezug früh wieder beendet. Familienministerin von der Leyen schlägt ein Teilelterngeld als Anschub für eine größere Väterbeteiligung vor.

Väter beziehen nach wie vor deutlich kürzer Elterngeld als Mütter. Fast drei Viertel der Männer, deren Elterngeldbezug im zweiten Quartal endete, nahmen dies nur für zwei Monate in Anspruch, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) äußerte sich aber optimistisch, dass künftig mehr Väter eine längere Auszeit für ihre neugeborenen Kinder nehmen werden.

Nur jeder zwölfte Vater wollte ein volles Jahr

Der aktuellen Statistik zufolge bezog nur gut jeder zwölfte Vater ein volles Jahr lang Elterngeld. Bei den Müttern bot sich das umgekehrte Bild: Die große Mehrheit von knapp 90 Prozent nahm die Leistung für zwölf Monate in Anspruch, während der Anteil der Frauen mit zweimonatigem Elterngeldbezug weniger als ein Prozent betrug. Unterschiede gab es auch bei der Höhe des Elterngeldanspruchs, der sich aus dem vorherigen Einkommen ergibt. So erhielten gut 54 Prozent der Mütter weniger als 500 Euro monatlich, bei den Vätern unterschritten nur knapp 26 Prozent diesen Betrag. Mehr als 1000 Euro Elterngeld pro Monat bekamen dagegen nur 16 Prozent der Mütter, aber rund 50 Prozent der Väter.

Insgesamt beendeten im zweiten Quartal 2009 gut 35.000 Väter den Bezug von Elterngeld - 29 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Mütter erhöhte sich um fünf Prozent auf knapp 166.000. Seit 2007 erhält ein Elternteil grundsätzlich bis zu ein Jahr lang Elterngeld, wenn er oder sie sich in dieser Zeit um das Neugeborene kümmert. Wenn auch der Partner das Kind mindestens zwei Monate lang betreut, wird das Elterngeld insgesamt 14 Monate gezahlt. 67 Prozent des wegfallenden Nettoeinkommens werden ersetzt, mindestens 300 und maximal 1800 Euro.

Von der Leyen zeigte sich sicher, dass ein Teilelterngeld «einen zusätzlichen Schub für die Väterbeteiligung bringen» könne. Dieses mache die Kombination von Teilzeitarbeit und Elterngeld deutlich attraktiver und könne nach der Bundestagswahl zügig umgesetzt werden. «Dieses kluge Instrument kommt den Interessen der Väter entgegen, die sich mehr Zeit für ihre Kinder wünschen, aber Sorge haben, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für mehrere Monate komplett den Arbeitsplatz zu räumen», sagte die CDU-Politikerin.

"Vernünftige Teilzeitregelung"

FDP-Familienpolitikerin Ina Lenke kritisierte, dass die SPD-Fraktion bislang eine «vernünftige Teilzeitregelung» blockiere. Die bislang «ernüchternden» Elterngeld-Zahlen überraschten nicht, «so lange Väter damit rechnen müssen, dass eine längere Auszeit im Beruf zugunsten der Familie das Karriere-Aus bedeutet».

Die SPD forderte hingegen eine Verdopplung der - auf den jeweils anderen Elternteil nicht übertragbaren - Partnermonate von zwei auf vier. Dies leiste einen Beitrag zur Modernisierung der Gesellschaft, in der «Unternehmen mehr denn je auf Arbeitskräfte angewiesen sind, die über den fachlichen Tellerrand hinaussehen können», erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig. Vier Monate Elternzeit brächten «mehr als jedes Managerseminar», ergänzte die SPD-Politikerin, die im Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier für Familienpolitik zuständig ist.

Die Grünen beklagten, dass «die Last der ersten Jahre» noch immer vor allem an den Müttern hänge. Die familienpolitische Sprecherin Ekin Deligöz forderte beim Elterngeld sowohl bessere Teilzeitmöglichkeiten als auch vier Partnermonate. (afp)