Brüssel. Die Türkei hat die künftige schwarz-gelbe Bundesregierung zur Unterstützung ihres EU-Beitrittswunsches aufgerufen. Die EU nahm unterdessen nach fast einjährigem Stillstand ihre Verhandlungen mit dem Balkanland Kroatien wieder auf.
"Das ist ein Testfall für die deutsche Regierung", sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Freitag am Rande von Beratungen in Brüssel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt eine Vollmitgliedschaft der Türkei ab. Hoffnungen setzt Ankara nun vor allem auf die Liberalen als künftigen Koalitionspartner. Er habe die Deutschen als verlässlich kennengelernt, sagte der türkische Chefdiplomat Davutoglu, der in seiner Jugend eine deutsche Schule in Istanbul besuchte. "Sie sind diszipliniert, und sie werden die Regeln nicht mitten im Spiel ändern."
Die EU verhandelt seit vier Jahren mit der Türkei über einen Beitritt. Die Gespräche verlaufen aber unter anderem wegen des ungelösten Zypern-Konflikts schleppend. Am 14. Oktober legt die EU-Kommission ihren jährlichen Fortschrittsbericht über die Reformen Ankaras vor.
Mit Kroatien hielt die EU in Brüssel erstmals wieder eine Beitrittskonferenz ab. Den Weg dafür hatte vor zwei Wochen die Einigung Zagrebs mit dem Nachbarn Slowenien in einem langjährigen Grenzstreit geebnet. Slowenien hatte die Verhandlungen seit Ende 2008 mit seinem Veto blockiert.
In Brüssel konnten nach Angaben des schwedischen Außenministers und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden Carl Bildt sechs Beitrittskapitel geöffnet werden, fünf weitere wurden abgeschlossen. Damit sind nun 18 der insgesamt 35 Kapitel geöffnet, zwölf sind zu Ende verhandelt, fünf weitere stehen noch aus. Kroatiens Chefdiplomat Gordan Jandrokovic sprach von einem "Durchbruch" für sein Land.
Mit der Aufnahme Kroatiens in die EU wird in Brüssel frühestens 2011 gerechnet. Deutschland und Frankreich machen die fortgesetzte EU-Erweiterung vom Inkrafttreten des Reformvertrags von Lissabon abhängig. Über die EU-Reform stimmten die Iren am Freitag ab. Weitere Hürden muss der Vertrag in Tschechien und Polen nehmen. (AFP)