Leipzig. Der sächsische Linkskandidat André Hahn ist ein Torjäger mit Drang zur Macht. Er will am Sonntag die Oppositionsbank verlassen. Doch die Chancen dafür tendieren gegen Null.
Dass der 46-jährige André Hahn Torschützenkönig ist, traut man dem leicht rundlichen Mann auf den ersten Blick nicht zu. Der leidenschaftliche Hobbyfußballer ist Vizepräsident im Fußballklub des sächsischen Landtags - künftig will Hahn allerdings in einer ganz anderen Liga spielen. Der Spitzenkandidat der Linkspartei bei der Landtagswahl in Sachsen am Sonntag will regieren und nicht länger die Oppositionsbank drücken. Die Chancen dafür tendieren allerdings gegen Null.
Er sei «nicht regierungssüchtig, ich opponiere leidenschaftlich gern», sagte Hahn im Juni auf einer Vertreterversammlung seiner Partei. Dennoch wirbt er für ein Linksbündnis unter Führung der Linkspartei. In der nächsten Landesregierung müsse das «linke Herz am richtigen Fleck schlagen», betont Hahn. Zwar lag seine Partei auch in der jüngsten Umfrage in Sachsen deutlich vor SPD, FDP und Grünen. Aber die CDU, die bis 2004 allein regierte und in den vergangenen fünf Jahren eine Koalition mit der SPD bildete, wird ihren Spitzenplatz bei der Wahl aller Voraussicht nach verteidigen und kann sich ihren künftigen Koalitionspartner aussuchen.
Hahns Weg in die Politik begann mit der Wende. Nachdem er zu DDR-Zeiten 1985 als 22-Jähriger in die SED eingetreten war, engagierte er sich in den Wendemonaten am Zentralen Runden Tisch in Berlin. 1991 kam der gebürtige Berliner als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fraktion Linke Liste/PDS in den sächsischen Landtag, seit 15 Jahren ist er nun schon selbst Landtagsabgeordneter. Er wirkte in mehreren Untersuchungsausschüssen und war bundesweit der erste Linkspolitiker in einem Parlamentsgremium zur Kontrolle des Geheimdienstes. Zwölf Jahre lang war der gelernte Schriftsetzer und Lehrer für Deutsch und Geschichte parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion, an deren Spitze er seit 2007 steht.
Für Mindestlöhne und gegen Hartz IV
Hahn will sich im Falle eines Wahlsieges der Linken für Mindestlöhne einsetzen und gegen Hartz IV kämpfen. Der soziale Friede in Deutschland brauche «Mitte-Linksbündnisse in Landesregierungen», betont Hahn und meint damit nicht nur Berlin und Sachsen, sondern auch Thüringen, Brandenburg und das Saarland. Mit Blick auf die Affäre um die Sächsischen Landesbank, die im vergangenen Jahr auch den damaligen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) das Amt gekostet hatte, hält Hahn der CDU immer wieder vor, sie habe mit ihrer Finanzpolitik die Landesbank vor die Wand gefahren und Milliarden Euro an Steuergeldern versenkt.
Neben seinen landespolitischen Schwerpunkten wie Bildungspolitik und Sport engagiert sich Hahn auch als Kommunalpolitiker. Jahrelang saß er für die Linken im Kreistag Sächsische Schweiz, wo der Familienvater im Kurort Gohrisch lebt, und war Stadtratsmitglied in Heidenau. Neben seiner politischen Tätigkeit ist Hahn auch in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft aktiv. Wenn er nicht gerade gegen die CDU-Regierungspolitik zu Felde zieht, entspannt er sich gern beim Angeln, Fußball oder bei der Lektüre von Lyrikbänden. (afp)