Essen. . Nach der Absage aus Herne droht die Verschmelzung der defizitären Revierparks im Ruhrgebiet baden zu gehen. Die CDU im Ruhrparlament stellt sich quer.
Nach der Absage der Stadt Herne in der vergangenen Woche droht das vom Regionalverband Ruhr (RVR) vorgeschlagene Modell einer gemeinsamen Dachgesellschaft für die hoch defizitären Freizeitparks im Ruhrgebiet nun doch baden zu gehen. Die CDU-Fraktion als stärkste politische Kraft im Ruhrparlament hält die Verschmelzung der verbliebenen vier Parks zur Freizeitgesellschaft Ruhr plötzlich nicht mehr für realisierbar.
„Das Thema ist tot“, sagte CDU-Fraktionschef Roland Mitschke unserer Redaktion. Die CDU wolle die neu entstandene Situation nach dem Herner Ratsbeschluss „gleich nach Ostern in der RVR-Koalition von SPD, Grünen und CDU politisch klären“, so Mitschke. Damit stellt sich die größte Fraktion in der RVR-Verbandsversammlung nicht nur gegen den Koalitionspartner SPD, sondern widerspricht auch der RVR-Verwaltungsspitze um RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel.
RVR-Chefin sieht keine Alternative zur Revierpark-Fusion
Die RVR-Chefin reagierte postwendend. „Es dient der Sache in keiner Weise, wenn plötzlich wieder an allen Ecken und Enden an der Neuaufstellung der Revierparks gezerrt und gezogen wird“, sagte Geiß-Netthöfel auf Nachfrage unserer Redaktion. Wie berichtet, hatte der Verband in der vergangenen Woche ausdrücklich betont, trotz des Ausscherens von Herne am Verschmelzungsprozess der Spaßbäder festhalten zu wollen. Zur Gründung der Dachgesellschaft gebe es angesichts der wirtschaftlichen Schieflage der Parks keine Alternative.
Das ist nun Makulatur. Denn gegen die Stimmen der stärksten politischen Kraft im Ruhrparlament, die mit der SPD und den Grünen eine Koalition bilden, dürfte die Verschmelzung der jetzt verbliebenen Parks Mattlerbusch (Duisburg), Nienhausen (Essen, Gelsenkirchen), Vonderort (Bottrop, Oberhausen) und Kemnade (Witten, Bochum) unter dem Dach einer noch zu gründenden RVR-Freizeitgesellschaft nur schwer durchzusetzen sein.
Stadtrat in Herne will Gysenbergpark weiter bei Stadt und RVR belassen
Geringe Akzeptanz
Rückläufige Akzeptanz, steigende Kosten, hoher Sanierungsstau: Der wirtschaftliche Druck auf die Revierparks ist enorm. Seit 2005 ging die Zahl der Besucher von jährlich 2,5 Millionen auf 1,95 Millionen zurück.
Alle Parks sind strukturell unterfinanziert. 2014 klaffte zwischen Erlösen und Betriebskosten eine Lücke von insgesamt fast 3,5 Millionen Euro. Die Fusion der Parks soll helfen, Kosten zu sparen.
Ohnehin taugt die seit zwei Jahren diskutierte Fusionsidee derzeit nicht gerade als Blaupause für die oft geforderte stärkere interkommunale Zusammenarbeit im Ruhrgebiet. Wie berichtet, hatte sich Ende letzten Jahres schon Dortmund aus dem Prozess ausgeklinkt. Die Stadt will den Revierpark Wischlingen künftig komplett in Eigenregie führen. Begründung: Die vergleichsweise gut aufgestellte grüne Oase im Dortmunder Norden stehe alleine besser da als im Gespann mit den anderen Verlustbringern.
Herne entschied sich in der vergangenen Woche gegen das Fusionsmodell. Der Gysenbergpark solle wie bisher gemeinsam mit dem RVR geführt werden, entschied der Stadtrat. Alle anderen Städte hatten der Verschmelzung zugestimmt. Skepsis darüber, ob der gemeinsame Betrieb tatsächlich die erhofften Spareffekte auslösen kann, gibt es aber auch dort.
SPD hält an Gründung einer Freizeitgesellschaft Ruhr fest
Der Herner Beschluss bringt das geplante RVR-Modell auch formal ins Wanken. Denn Gelsenkirchen und Bottrop hatten ausdrücklich nur unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass alle Parks mit Ausnahme des Dortmunders in der neuen Gesellschaft aufgehen. Den Vertragsentwürfen sei damit die Grundlage entzogen, so Roland Mitschke.
Der RVR-CDU-Chef forderte, RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel müsse konkrete Aussagen treffen, mit welchen Maßnahmen die Parks attraktiver gemacht und wie nötige Investitionen finanziert werden sollen.
Die SPD im Ruhrparlament hält weiter an der Gründung der Freizeitgesellschaft Ruhr fest. „Ich bin fest davon überzeugt, dass eine große regionale Lösung mit allen Freizeitgesellschaften die beste Entscheidung für alle Beteiligte ist“, sagte Fraktionschefin Martina Schmück-Glock.