Seoul. Der Friedensnobelpreisträger Kim Dae Jung ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Nach Herzversagen waren alle Wiederbelebungsversuche gescheitert. Kim Dae Jung war von 1998 bis 2003 Staatschef in Südkorea. Er setzte sich für eine Aussöhnung mit dem kommunistischen Norden ein.

Der Vorkämpfer für die Demokratie in Südkorea und die Aussöhnung mit dem kommunistischen Norden ist tot: Der frühere Präsident Kim Dae Jung starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren. Er erlag in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Seoul einer Lungenembolie und mehrfachem Organversagen, wie Klinikchef Park Chang Il erklärte. Die Frau des Friedensnobelpreisträgers, drei Söhne und frühere enge Mitarbeiter waren in seinen letzten Minuten im Krankenhaus an seiner Seite, wie Kims früherer Stabschef Park Jie Won sagte.

Kim hat in den frühen Jahren seiner politischen Karriere als Kämpfer für Demokratie und Menschenrechte Hausarrest, Gefängnis und Anschläge er- und überlebt. Zuletzt wurde dem 85-Jährigen eine Lungenentzündung zum Verhängnis, wegen der er seit Juli im Krankenhaus behandelt wurde.

Gipfeltreffen der ehemaligen Kriegsgegner

Kim Dae Jung im Jahre 1969 bei Protesten gegen die Diktatur in Südkorea. Foto: afp
Kim Dae Jung im Jahre 1969 bei Protesten gegen die Diktatur in Südkorea. Foto: afp © AFP

Kim war von 1998 bis 2003 Präsident. Im Jahr 2000 erhielt er den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um Aussöhnung mit dem kommunistischen Norden. Seine sogenannte Sonnenscheinpolitik führte zu einer beispiellosen Annäherung der beiden koreanischen Staaten, die ihren Höhepunkt mit dem ersten Gipfeltreffen der früheren Kriegsgegner und einem Treffen mit dem kommunistischen Machthaber Kim Jong Il im Jahr 2000 in Pjöngjang hatte.

Kims direkter Nachfolger Roh Moo Hyun setzte dessen Politik fort. Seit dem Amtsantritt des konservativen Präsidenten Lee Myung Bak 2007 ist diese jedoch wieder infrage gestellt, der Tonfall auf der koreanischen Halbinsel ist wesentlich schärfer geworden - nicht zuletzt wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests. Die beiden Koreas haben nie einen Friedensvertrag abgeschlossen.

Seit 1961 im Parlament

Kim kämpfte noch in Januar für die Aussöhnung mit dem Norden. «Der Süden und der Norden waren im vergangenen halben Jahrhundert nie frei von Angst und gegenseitigem Misstrauen - nicht mal für einen Tag», sagte Kim vor Journalisten. «Wenn wir zusammenarbeiten, dann werden beide Koreas Frieden und wirtschaftlichen Wohlstand genießen können.» Angesichts der «schmerzhaften und tragischen» gemeinsamen Geschichte, müssten beide Länder zusammenarbeiten, um Frieden und Sicherheit auf der Halbinsel zu erreichen, forderte Kim.

Kim wurde als Kind einer Familie mittelständischer Landwirte zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft in der Provinz Südliches Jeolla geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete er als Unternehmer durch. Den dreijährigen Krieg, der zur Teilung der koreanischen Halbinsel führte, überlebte er. Als Südkorea daraufhin in Richtung eines autoritären Regimes abzugleiten drohte, ging Kim in die Politik. Nach drei vergeblichen Versuchen wurde er 1961 ins Parlament gewählt, wenige Tage bevor General Park Chung Hee einen Militärputsch vollzog und das Parlament auflöste.

US-Streitkräfte verhinderten Attentat

Ein Jahrzehnt später kandidierte Kim bei der Präsidentschaftswahl gegen Park und verlor dabei nur knapp. Wenige Wochen später war er in einen verdächtigen Verkehrsunfall verwickelt. Kim sprach später von einem gezielten Attentat auf ihn. 1973 brachen mutmaßlich südkoreanische Agenten in Kims Hotelzimmer in Tokio ein und entführten ihn - nach seiner Darstellung, um ihn auf hoher See zu töten und zu versenken. Washington protestierte massiv, die US-Streitkräfte schickten einen Hubschrauber, der tief über dem Schiff kreiste. Der Plan wurde vereitelt.

Nach seiner Rückkehr nach Seoul wurde Kim sofort unter Hausarrest gestellt, später musste er auch ins Gefängnis. Erst 1979, nach der Ermordung Parks durch dessen Geheimdienstchef, kam Kim wieder frei und erhielt kurz darauf seiner Bürgerrechte zurück und engagierte sich wieder politisch. (ap)