Essen. . Eigentlich vergessene Krankheiten, kulturelle Unterschiede und bürokratische Hürden. Der Flüchtlingsstrom stellt Kliniken vor große Herausforderungen.

Die Krankenhäuser stehen wegen der steigenden Flüchtlingszahlen vor großen Herausforderungen. "Es ist noch zu schaffen, aber die Fallzahlen steigen täglich", sagt Lothar Kratz von der Deutschen Krankenhausgesellschaft NRW. Im Moment würden die Krankenhäuser die Herausforderungen zwar bewältigen: "Aber ich kann nicht sagen, was in ein paar Monaten ist."

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So leiden einige Flüchtlinge unter Krankheiten, die in Deutschland eigentlich nicht mehr vorkommen, wie etwa Tuberkulose oder Krätze. "Wenn so etwas im Alltag nicht mehr vorkommt, muss man sich natürlich zunächst darauf einstellen", sagt Holger Mages von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Hinzu kämen sprachliche Barrieren.

Flüchtlinge brauchen fast immer einen Dolmetscher

Denn viele Flüchtlinge sprechen weder Deutsch noch Englisch, die Krankenhäuser müssen deshalb Dolmetscher einbestellen um die Patienten behandeln zu können. Das gestaltet sich wegen bürokratischer Hürden jedoch problematisch.

Zwar können die Krankenhäuser leicht einen Dolmetscher auftreiben, auf den Kosten bleiben sie aber häufig sitzen. "Die Krankenhäuser gehen meistens in Vorkasse. Bei der aktuellen Gesetzeslage ist es für sie aber schwierig, sich die Kosten vom Staat erstatten zu lassen", sagt Mages.

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Einige Krankenhäuser sind deshalb dazu übergegangen, eigene Mitarbeiter als Dolmetscher einzusetzen. So führen etwa die Essener Uniklinik oder die Diakonie-Krankenhäuser Listen, in denen festgehalten ist, welche Sprachen von Mitarbeitern gesprochen werden. "Unsere multikulturelle Belegschaft kommt uns dabei zugute", sagt eine Sprecherin der Diakonie Südwestfalen.

Kulturelle Unterschiede sorgen für zusätzlichen Aufwand

Auch das NRW-Gesundheitsministerium weiß um die schwierige Lage der Krankenhäuser. In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) schrieb NRW-Ministerin Barbara Steffens (Grüne) schon im September, dass "der Aufwand für die Versorgung der vielfach aus Kriegsgebieten stammenden Flüchtlinge deutlich erhöht ist und die Krankenhäuser dafür z.B. zusätzliches Personal (u.a. zur Versorgung traumatisierter Patientinnen und Patienten) einsetzen müssen."

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Probleme bereiten aber auch kulturelle Differenzen. So komme es hin und wieder vor, dass muslimische Männer sich nicht von Ärztinnen behandeln lassen wollen, sagt Holger Mages von der DKG: "Dann muss das Krankenhaus reagieren und einen männlichen Arzt schicken."

Spezielle Schulung für Arbeit mit Flüchtlingen

Die Uniklinik in Essen bereitet ihre Mitarbeiter wegen der zahlreichen Herausforderungen seit einiger Zeit mit speziellen Schulungen auf die Behandlung von Flüchtlingen vor. "Dabei geht es auch darum, den Mitarbeitern zu vermitteln, welche traumatisierenden Erfahrungen Flüchtlinge gemacht haben und wie wir mit solchen Menschen umgehen können", sagt Kliniksprecher Burkhard Büscher.

"Das ist eine große Herausforderung", sagt auch Jürgen Frech von den Katholischen Kliniken in Bochum. Im Vergleich zum Vorjahr seien deutliche mehr Patienten in der Notfallambulanz behandelt worden. Oft müssten Ärzte eine TBC-Erkrankung ausschließen oder Hauterkrankungen behandeln.

Beim Knappschaftskrankenhaus in Bochum sind unter den etwa 50 Patienten die täglich in der Notfallambulanz behandelt werden, im Schnitt etwa fünf bis sechs Flüchtlinge. Große Probleme gab es bisher aber nicht, sagt Sprecherin Bianca Braunschweig: "Als Klinik im Ruhrgebiet haben wir Erfahrung mit Multikulti und Routine im Umgang mit anderen Kulturen und Religionen."