Magdeburg. In Magdeburg und Wismar sind Flüchtlinge mit Knüppeln attackiert worden. Die Polizei meldet Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte.
Flüchtlinge und ihre Unterkünfte sind am Wochenende in Sachsen und Sachsen-Anhalt erneut Ziel von Angriffen geworden. In Magdeburg griffen in der Nacht zu Sonntag 20 bis 30 dunkel gekleidete, teilweise mit Baseballschlägern bewaffnete Personen eine kleine Gruppe von Flüchtlingen an, wie die Polizei mitteilte. Drei der Flüchtlinge aus Syrien erlitten Prellungen und Verletzungen im Gesicht, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Bei Anschlägen in Sachsen wurden indes Asyl-Unterkünfte mindestens teilweise zerstört.
Die Täter in Magdeburg sind nach Polizeiangaben „überfallartig“ auf ihre fünf bis sechs Opfer losgegangen. Zivilpolizisten griffen ein und konnten offenbar Schlimmeres verhindern. Die Täter flüchteten. Durch Fahndung konnte ein 24-Jähriger festgenommen werden. Er sei der Polizei bereits bekannt, hieß es. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung, schweren Landfriedensbruchs, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Angriff mit Sprengkörpern im sächsischen Freital
Ebenfalls in der Nacht zu Sonntag wurde ein Anschlag mit illegalen Feuerwerkskörpern auf eine Asyl-Unterkunft im sächsischen Freital verübt. Wie das Operative Abwehrzentrum der Polizei in Leipzig mitteilte, wurden dabei mindestens drei Fenster von bewohnten Zimmern im Erdgeschoss teilweise zerstört. Ein Bewohner erlitt Verletzungen im Gesicht. Eine rechtsextreme Motivation des Anschlags sei „sehr wahrscheinlich“, hieß es.
Freital hatte im Juni durch fremdenfeindliche Aufmärsche gegen eine Flüchtlingsunterkunft bundesweit Schlagzeilen gemacht. In der Kleinstadt bei Dresden hatte es bereits auch einen Sprengstoffanschlag auf das Auto eines Linken-Politikers gegeben. Nach dem neuerlichen Anschlag sucht die Polizei nun Zeugen. Ermittelt wird wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.
Brandenburgs Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte den Anschlag als „feige und kaltblütig“. Die Täter hätten schwere Verletzungen oder gar Schlimmeres billigend in Kauf genommen, erklärte er am Sonntag in Dresden. Die Taten müssten „empfindlich“ bestraft werden, sagte er. Die Brandstifter müssten wissen, „dass für sie kein Platz in unserer Gesellschaft ist“, ergänzte er.
Zwei syrische Flüchtlinge bei Angriff in Mecklenburg verletzt
Bei einem Angriff auf eine Notunterkunft für Flüchtlinge in Mecklenburg sind nach Behördenangaben zwei Syrer verletzt worden. Die Einrichtung in Wismar sei am Samstagabend von mehreren Personen attackiert worden, erklärte die Polizei in Rostock am Sonntag. Nach Aussage der beiden Syrer waren die Täter demnach vermummt und unter anderem mit Baseballschlägern bewaffnet. Sie hätten ihre Opfer vor der Sporthalle massiv bedrängt und geschlagen. Beide Syrer wurden den Angaben zufolge verletzt und in einem Krankenhaus ambulant behandelt. Die Täter hätten unerkannt fliehen können. Das Motiv ist laut Polizei noch unklar. Allerdings übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist.
Feuer zerstört mögliche Flüchtlingsunterkünfte
Bereits in der Nacht zu Samstag brannten Gebäude in Dresden und Dippoldiswalde, in denen möglicherweise Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Ein Polizeisprecher in Dresden bestätigte, dass in Dippoldiswalde (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) Wohncontainer durch Feuer zerstört wurden. Der Eigentümer schätze den Schaden auf 300.000 Euro.
In Dresden brannte etwa zur selben Zeit ein ehemaliges Hotel. Durch Feuer auf mehreren Etagen wurde auch dieses Gebäude unbewohnbar. Medienberichten zufolge sollten dort Flüchtlinge untergebracht werden. Die Polizei konnte dies zunächst jedoch nicht bestätigen. Auch die Brandursache ist demnach noch unklar. Bei dem Feuer in Dippoldiswalde gehen die Beamten indes von Brandstiftung aus.
Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Niedersachsen verübt
Ein 43-Jähriger steht im Verdacht, in der Nacht zum Sonntag einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Sehnde (Region Hannover) verübt zu haben. Wie die Polizei mitteilte, brannte es gegen kurz nach 1 Uhr im Eingangsbereich eines Fachwerkhauses, in dem eine dreiköpfige Familie lebt. Passanten bemerkten den Brand und alarmierten die Feuerwehr. Mit Hilfe der Bewohner konnten sie das Feuer noch vor Eintreffen der Rettungskräfte löschen. Verletzt wurde niemand. Durch den Brand wurde die hölzerne Eingangstür beschädigt.
Ermittler gerieten wenig später auf die Spur des 43-Jährigen. Bei einer Durchsuchung fanden die Beamten mutmaßliches Beweismaterial und nahmen den Mann noch in der Nacht in seiner Wohnung fest. Gegen ihn wird nun wegen schwerer Brandstiftung ermittelt. (epd/dpa)