Düsseldorf. . Der Beamtenbund NRW fordert Anreize, um Beamte im Ruhestand für Flüchtlingshilfe zu reaktivieren. Bugwelle an Asylanträgen macht Behörden zu schaffen.

Pensionierte Beamte ­sollen häufiger in den alten Beruf ­zurückkehren und bei der Betreuung von Flüchtlingen aushelfen. Der NRW-Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (DBB), Roland Staude, forderte angesichts der ­hohen Flüchtlingszahlen mehr ­Anreize und befristete Ausnahmegenehmigungen. „Wer bei der Registrierung und Bildung von Flüchtlingen mithelfen will, den sollte das Land mit einem befristeten Werkvertrag ausstatten“, sagte Staude der WAZ.

Nach Angaben des Innenministeriums hat NRW bisher rund 350 Beamte zur Registrierung von Flüchtlingen „abgeordnet“. Um die Bugwelle an Asylanträgen abzuarbeiten, dringt aber auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf mehr freiwillige Reaktivierungen pensionierter Beamter.

Beamtenbund für Fristverträge in Notlagen

Aus Sicht von DBB-Landeschef Staude ­besteht bei Pensionären eine große Bereitschaft, in dieser akuten Ausnahmesituation einzuspringen. Staude verwies darauf, dass NRW schon jetzt die Möglichkeit habe, den Ruhestandseintritt von Beamten bei einem besonderen dienst­lichen Interesse auf freiwilliger Basis über das 67.Lebensjahr hinaus­zuschieben.

Er hielte es auch für eine „charmante Lösung“, die Hinzu­verdienstgrenze von monatlich 450 Euro befristet anzuheben. Staude verlangte aber eine „gesunde Mixtur“ aus zusätzlichen Festeinstellungen für neue Daueraufgaben sowie befristeten Verträgen für Pensionäre zur Behebung akuter Notlagen.

24.000 zusätzliche Lehrer werden gebraucht

Derzeit gibt es in NRW 260.000 Stellen für Landesbeamtete – davon 130.000 Lehrer. Hinzu kommen 60.000 Kommunalbeamte. Arbeitsmarkt-Experten warnen, dass es bei dem Andrang der Flüchtlinge nicht genug geeignete Fachkräfte gibt. Statt neue Beamte auszubilden und dauerhaft zu beschäftigen, sei es ­besser, Staatsdiener befristet aus dem Ruhestand zurückzuholen.

Aus Sicht des Deutschen Beamtenbundes werden bundesweit mehr als 20.000 zusätzliche Mitarbeiter im öffentlichen Dienst benötigt, um die rund eine Million Flüchtlinge in ­diesem Jahr zu betreuen. Die Erziehungsgewerkschaft GEW schätzt aber allein den Lehrerbedarf auf ­zusätzlich 24.000 Stellen. Allerdings wäre es derzeit sicher unmöglich, kurzfristig Tausende Lehrer, Erzieher, Verwaltungsfachleute und Polizisten zu finden. Der Beamtenbund sieht besondere Belastungen bei der Polizei, in Verwaltungen, Kitas, Schulen, Justizbehörden und Verwaltungsgerichten. Bernd Jürgen Schneider, Hauptgeschäftsführer des NRW-Städte- und Gemeindebundes sagt dazu: "Wir brauchen Tausende Lehrer zur Betreuung der Flüchtlinge, die es auf dem Markt nicht gibt. Wenn ein Lehrer freiwillig bis 70 arbeiten will, ist das eine tolle Sache."